Thomas Enders ist nicht dafür bekannt, dass er Konflikten aus dem Wege geht. Und niemand wird ihm nachsagen, Diplomatie gehöre zu seinen Stärken. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass Enders sich schon seit vielen Jahren in Spitzenpositionen des seit jeher politisch beeinflussten EADS-Konzerns und seiner Tochter Airbus hält und nun sogar die alleinige Führung übernimmt.

Das kann nur eines bedeuten: Die Fähigkeiten von Enders als Manager sind über jeden Zweifel erhaben. Mit seiner Ernennung zeichnen sich neue Konflikte aber bereits ab: Enders möchte den Konzern von der Politik unabhängiger machen. Dabei passiert in Deutschland genau das Gegenteil: Die Bundesregierung übernimmt Aktienpakte, die bisher Daimler gehören.

Aus deutscher Sicht ruft allerdings eine andere Variante des nationalen Gerangels Besorgnis hervor: Während auf der ersten Führungsebene von EADS und Airbus die Posten streng nach Proporz der Anteilseignerländer verteilt werden, nimmt auf den Ebenen darunter der Anteil der Franzosen offenbar immer weiter zu. Das mag zwar auch damit zu tun haben, dass eine Ingenieurslaufbahn beim französischen Führungsnachwuchs gefragter ist als in Deutschland, wo eine Karriere in der Luftfahrtindustrie auf der Wunschliste vieler junger Akademiker nicht weit oben rangiert.

Wenn ein derartiges Ungleichgewicht bei der Besetzung von Managerstellen allerdings Unmut in den deutschen Standorten auslöst, dann ist dies eben doch ein Thema, um das Enders sich kümmern sollte - auch wenn er im Prinzip recht hat mit seiner Auffassung, dass die Qualität zählen sollte und nicht die Nationalität.