Vor 50 Jahren wurde die Hamburger Arbeitsgruppe des Kinderhilfswerks Unicef gegründet. Die Initiative hat viele prominente Unterstützer.

Hamburg. Die Mädchen und Jungs der Hamburger Jugendfeuerwehr trauten ihren Augen nicht, als auf einmal James Bond vor ihnen stand. Roger Moore war jedoch nicht als Ex-Darsteller des Kultgeheimagenten unterwegs, sondern kam in ganz anderer Mission nach Hamburg: Er verteilte Spendendosen für das Uno-Kinderhilfswerk Unicef, dessen Botschafter der Weltstar ist. So geschehen im Jahr 1993. Ob Schauspielerlegende Moore, Topsportler, Wirtschaftsgrößen, Politiker oder Künstler wie Udo Lindenberg - für Unicef haben sich auch in Hamburg schon viele Prominente eingesetzt, aber nicht nur sie.

8000 Bürger engagieren sich ehrenamtlich allein in Deutschland in 150 Arbeitsgruppen für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Mit 480 ehrenamtlichen Helfern und durchschnittlichen Gesamteinnahmen pro Jahr von rund einer Million Euro ist Hamburg die Hochburg des Deutschen Komitees für Unicef.

Heute feiert Unicef Hamburg seinen 50. Geburtstag mit einem Festakt am Abend für 400 geladene Gäste in der Bucerius Law School.

"Die Unicef-Arbeitsgruppe in Hamburg ist eine der wichtigsten Stützen unserer weltweiten Arbeit. Sie mobilisiert erfolgreich Hilfe für die ärmsten Kinder. Und sie setzt bundesweit Maßstäbe für bürgerschaftliches Engagement", sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland, dem Abendblatt.

Die Hilfe für Kinder in Not begann in der Hamburger Unicef-Gruppe ganz bescheiden: "Ein kleines Büro an der Esplanade ohne Heizung, dort haben wir 1962 klein angefangen, gut organisierte Hausfrauen mit tiefem Engagement und viel Herzblut", erinnert sich Irmgard von Lehsten, 92, die mit Damen aus der Hamburger Gesellschaft wie etwa Dorothee Warburg und Etta Gräfin Waldersee zu den ersten Ehrenamtlichen der Unicef-Engagierten in Hamburg gehörte. Von 1989 bis 2004 leitete sie Unicef Hamburg selbst.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen wurde 1946 gegründet und arbeitet heute in mehr als 150 Ländern, es will die Kinderrechte für jedes Kind verwirklichen. Jedes Kind soll gesund groß werden und sich seinen Fähigkeiten gemäß entwickeln können, unabhängig etwa von Hautfarbe, Religion oder ethnischer Zugehörigkeit. Unicef ist ein Kriegskind, geboren aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs - "eine Antwort auf das Scheitern der Menschlichkeit im Zweiten Weltkrieg", formulierte einst Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela.

Unicef versorgt jedes zweite Kind weltweit mit Impfstoffen, baut Brunnen und stellt Schulmaterial für Millionen Kinder bereit. Die Organisation setzt sich auch politisch ein, um die Lebenssituation der Kinder nachhaltig zu verbessern - in mehr als 30 Jahren hat sich die Kindersterblichkeit halbiert, Kinderlähmung ist fast ausgerottet.

Finanziert wird das Hilfswerk durch freiwillige Beiträge von Regierungen, Spenden und den Verkauf von Grußkarten, im Jahr 2010 beliefen sich Gesamteinnahmen von Unicef Deutschland auf rund 92 Millionen Euro. "In jedem Jahr haben wir den Umsatz unserer Unicef-Gruppe gesteigert, vor allem durch den Verkauf von Grußkarten", sagt Irmgard von Lehsten.

Die Grußkarte, das allein ist eine Story für sich. Böhmen, im Jahr 1948. Europa lag in Trümmern. In der Grundschule des kleinen Dorfes Rudolfo bei Budweis griff die siebenjährige Jitka Samkova zu Pinsel und Farbe und malte. Zeichenpapier war rar, also nahm sie als Material für ihr kleines Bild ein Stück einer zerbrochenen Glasscheibe. Darauf malte sie Kinder, die um einen Maibaum tanzen, und eine Sonne - als Dank für die Unicef-Hilfe, die dorthin damals Nahrungsmittel, Kleider und Medikamente brachte. "Freude" nannte Jitka ihr Bild, es war die Geburtsstunde der berühmten "Grußkarte" von Unicef. Jitkas gemaltes Dankeschön gelangte durch Zufall in die Unicef-Vertretung nach Prag, von dort weiter nach New York, dem Hauptsitz von Unicef. Mitarbeiterin Nora Edmunds war damals beeindruckt von den originellen Grüßen und kam auf die Idee, Grußkarten für den Verkauf zu produzieren.

Künstler wie Roger Moore, Robbie Williams, Shakira und Vanessa Redgrave unterstützen Unicef weltweit, aber auch in Hamburg sind es Bürger und Künstler wie Johanna Christine Gehlen, Nina Petri und Marek Erhardt, die sich für die Institution engagieren. Ebenso wie die frühere NDR-Direktorin Maria von Welser, die heute stellvertretende Vorsitzende von Unicef Deutschland ist, und der Hamburger Reeder und Mäzen Peter Krämer.

Krämer, zugleich Vorsitzender der Hamburger Gesellschaft zur Förderung der Demokratie und des Völkerrechts, rief im Jahr 2004 das ehrgeizige Bildungsvorhaben "Schulen für Afrika" mit einer Großspende von vier Millionen Euro ins Leben, zusammen mit Unicef und der Nelson-Mandela-Stiftung. Bisher wurden mehr als 143 Millionen US-Dollar in 26 Ländern gespendet, es ist das größte private Hilfsprojekt auf dem Bildungssektor weltweit. Mit dem Geld werden in elf afrikanischen Projektländern mehr als 1400 Schulen gebaut oder instand gesetzt, Kinder mit Schulmaterial versorgt und mehr als 80 000 Lehrer ausgebildet.

"Unicef ist die einzige Uno-Organisation, in der sich Bürger ehrenamtlich betätigen können", sagt Dorothee von Unruh, seit 15 Jahren Leiterin von Unicef Hamburg. Sie weiß: "Ohne die Ehrenamtlichen wäre das Kinderhilfswerk nicht so erfolgreich."

Auch Udo Lindenberg unterstützt Unicef. Warum? "Weil bei diesen himmelschreienden humanitären Katastrophen die Unicef in allen Teilen der Welt Hilfe bringen kann." Und was sagt Ex-Bond-Darsteller Moore über das Uno-Kinderhilfswerk? "Unicef ist ein ausgeprägter Teil meines Lebens geworden", bekannte er einmal in einem Abendblatt-Interview. "Kinder sind die nächste Generation. Sie sind die Zukunft der Welt, das Kostbarste, was wir als Eltern in unserem Leben haben."