Das bestbesuchte Planetarium Deutschlands wird ausgebaut. Wasserturm bleibt 2013 für vier Monate zu. 1700 Quadratmeter mehr.

Hamburg. Der Anrufbeantwortertext klingt viel versprechend: "Erleben Sie den Himmel auf Erden", heißt es, wenn man mal beim Hamburger Planetarium in der Telefonwarteschleife landet. Da ist etwas dran.

Virtuelle Reisen in die Weite des Alls, musikalisch untermalte Touren zu den Geheimnissen des Kosmos, aber auch Livekonzerte oder Lesungen in einem faszinierenden Gebäude: Die immerhin 80 Jahre alte städtische Einrichtung hat sich in den vergangenen Jahren zur erfolgreichsten ihrer Art in Deutschland entwickelt und soll daher im kommenden Jahr weiter ausgebaut werden. Für etwa vier Monate wird das Planetarium deshalb 2013 Jahr schließen müssen. Gut 1700 Quadratmeter Fläche kommen im Sockel des Turms hinzu.

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Unter anderem soll dort eine neue Gastronomie mit Außenfläche entstehen. Ein eigener Seminarraum ist geplant und ein größerer Shop - alles, was bisher fehlte. Büros sollen zudem neu angeordnet werden, und mithilfe von privaten Förderern will das Planetarium möglicherweise einen bisher ungenutzten, oberen Saal zusätzlich herrichten. "Das ist alles eine Grundvoraussetzung, um weiter erfolgreich bestehen zu können", sagt Planetariumsdirektor Thomas Kraupe. Doch ausgerechnet der außergewöhnliche Publikumserfolg des Hauses im Stadtpark kann ihm gleichzeitig während des Umbaus erhebliche wirtschaftliche Probleme bereiten. Das klingt zunächst paradox, hat aber etwas mit dem geringen Zuschussbedarf zu tun: Denn anders als viele andere städtischen Kultureinrichtungen erwirtschaft das Planetarium eine hohe Kostendeckung von rund 90 Prozent.

Der öffentliche Zuschuss ist daher nicht die Haupteinnahmequelle, sondern der Eintritt, der würde aber während einer Schließung wegbrechen. 32 Mitarbeiter müssen jedoch während der Pause weiterbezahlt werden. "Für Einsparungen fehlt uns völlig die Luft, das würde uns ins Mark treffen", klagt Kraupe. Das wird offensichtlich auch in der Kulturbehörde so gesehen, offen ist noch, wie das Planetarium während der umbaubedingten Pause finanziert werden könnte. Im Haushalt 2011/2012 sei für den Umbau bereits eine Verpflichtungsermächtigung von 4,8 Millionen Euro bereitgestellt worden, sagt Behördensprecher Enno Isermann. Über mögliche Ausgleichszahlungen während des Umbaus würden derzeit noch Gespräche geführt.

Und dort könnte Thomas Kraupe auf seine gute Bilanz verweisen. Mit rund 350 000 Besuchern pro Jahr ist das Hamburger Planetarium laut Kulturbehörde das "mit Abstand" erfolgreichste Deutschlands. An zweiter Stelle findet sich Bochum mit rund 200 000 Besuchern.

Und als Kraupe im Jahr 2000 seinen Posten übernahm, zahlte die Stadt fürs Planetarium noch jährlich rund 700 000 Euro, heute sind es lediglich 199 000 Euro. Zum Vergleich: Die Staatsoper (360 000 Besucher) wird mit 46 Millionen Euro jährlich subventioniert, das Thalia-Theater (210 000 Besucher) mit 17,4 Millionen und das Völkerkundemuseum (100 000 Besucher) mit 3,5 Millionen Euro. Umgerechnet auf die Besucher ergibt sich folgendes Bild: Jeder Besuch der Staatsoper wird etwa mit rund 127 Euro pro Platz von der Stadt bezuschusst, der Eintritt ins Völkerkundemuseum mit 35 Euro und ein Abend im Thalia mit etwa 85 Euro pro Zuschauer. Der Zuschussbedarf beim Planetarium liegt pro Besucher hingegen bei 56 Cent.

Wann genau der Umbau beginnt - und wie hoch die Kosten tatsächlich sein werden, ist ebenfalls offen. Nach Angaben der Kulturbehörde liegen die ersten Architektenpläne vor, die genauen Kosten müssten noch ermittelt werden. Für eine zusätzliche Dachsanierung in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro sucht die Behörde zudem nach Fördermöglichkeiten. Dieses Geld solle aus dem Hamburger Sanierungsfonds bereitgestellt werden, fordert die FDP-Fraktionschefin in der Bürgerschaft, Katja Suding: "Trotz moderner Technik und großem Know-how besteht derzeit ein hoher Sanierungsbedarf, beispielsweise um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und Funktionsmängel zu beseitigen", sagt die Politikerin.

Der jetzt nötige Umbau ist allerdings nicht der erste: Ursprünglich war das Planetarium im westlichen Teil des Stadtparks 1910 von Hamburgs legendärem Baudirektor Fritz Schumacher am Ende einer 1,3 Kilometer langen Hauptachse des damals neuen Parks als optisch-markanter Wasserturm geplant worden. Schon 1924 musste das 65 Meter hohe Gebäude wegen zu geringen Wasserdrucks außer Dienst gestellt werden.

Inspiriert vom Zeiss-Planetarium in Jena begeisterte der Hamburger Lehrer Hans Hagge die Verantwortlichen in der Stadt für eine ebensolche Einrichtung. 1930 schließlich wurde in dem alten Wasserturm das Planetarium eröffnet. In einer Zeit, in der die Entdeckung des Kosmos gerade erst begonnen hatte und viele Menschen faszinierte. Bereits 1931 kamen daher schon mehr als 100 000 Besucher.

Viele Jahrzehnte später wurde das Planetarium 2002 dann das erste Mal für einen Umbau geschlossen - vor allem, um neue Technik zu installieren. 2005 wurden Pläne bekannt, das Planetarium in die HafenCity zu verlagern. Zu abgelegen sei der Standort im Stadtpark, hieß es. Doch aus der Bevölkerung gab es deutliche Proteste, sodass der Plan bald wieder vom Tisch war - das Hamburger Planetarium blieb in dem alten Wasserturm im Stadtpark.