Das Ziel: barrierefreie Gehwege, altengerechte Wohnungen, besseres Pflegesystem. Es gelte, das “soziale Kapital“ der Senioren zu nutzen.

Hamburg. Die Hansestadt will mit einem Masterplan auf das Älterwerden unserer Gesellschaft reagieren und zum Vorbild einer "Stadt für alle Generationen" werden. Ziel sei ein "Demografiekonzept", in dem Chancen und Herausforderungen des Alterns zusammengeführt werden, heißt es in dem Entwurf des Berichts "Älter werden in Hamburg". Der Bericht wurde von der Gesundheitsbehörde erarbeitet und liegt dem Abendblatt vor.

Die Autoren der Studie sehen Bedarf vor allem bei der Barrierefreiheit auf Straßen und Plätzen. Zudem fehlten altersgerechte Wohnungen, und die Ausbildung von Pflegefachkräften müsse massiv ausgebaut werden. Nicht zuletzt gelte es, das "soziale Kapital" von Seniorinnen und Senioren zu nutzen, beispielsweise bei der Nachbarschaftsarbeit im Stadtteil, heißt es im Bericht.

Erstmals wird in dieser Woche der Deutsche Seniorentag in Hamburg stattfinden. Bis zu 20.000 Besucher werden von Donnerstag bis Sonnabend im CCH erwartet. In rund 100 Veranstaltungen und an 230 Ständen können sie sich über das Älterwerden informieren. Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel werden den Seniorentag besuchen.

+++ Hamburg muss Schonzeit nutzen +++

+++ 2030 ist jeder dritte Hamburger älter als 60 Jahre +++

+++ Gauck und Merkel beim Seniorentag in Hamburg +++

Dem Bericht der Gesundheitsbehörde zufolge altert Hamburg langsamer als der Bundesdurchschnitt. Ursache sei der überdurchschnittliche Zuzug jüngerer Erwachsener, wodurch sich die Altersstruktur der Stadt bis zum Jahr 2025 nur gering verändern werde. Dem Bericht zufolge wird bis dahin der Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von derzeit rund 25 Prozent auf rund 27 Prozent steigen. Im Jahr 2030 soll deren Anteil laut Prognose bei 30 Prozent liegen.

Damit weicht die Hansestadt deutlich vom Bundesdurchschnitt ab. Deutschlandweit werde bereits im Jahr 2020 der Anteil der über 60-Jährigen bei knapp über 30 Prozent liegen, heißt es in dem Bericht. Für das Jahr 2030 geht man davon aus, das gut jeder dritte Einwohner Deutschlands (36,8 Prozent) der Altersgruppe 60+ angehört.

Trotz der Schonzeit steht Hamburg nach Ansicht von Experten vor großen Herausforderungen. "Es geht um Barrierefreiheit im öffentlichen Raum", sagte Oberbaudirektor Jörn Walter dem Abendblatt. "Das betrifft Fahrstühle oder Rolltreppen an U- und S-Bahn-Stationen ebenso wie das Absenken von Bordsteinen an einer Kreuzung oder eine intakte Gehwegpflasterung."

Enormen Bedarf sieht Walter ebenfalls beim Bau und bei der Sanierung altengerechter Wohnungen. "Da ältere Menschen ihre meiste Zeit in ihrer Wohnung verbringen, ist der barrierefreie Zugang zur Wohnung genauso wichtig, wie es die barrierefreien Bewegungsmöglichkeiten innerhalb der Wohnung sind." Fahrstühle müssten installiert, breitere Türen eingebaut und Haltegriffe im Bad angebracht werden, sagte der Oberbaudirektor.

Die Stadt Hamburg müsse ferner alle Initiativen unterstützen, die frühzeitig und unbürokratisch Hilfen beim Bewältigen des Alltags anböten. "Ich denke da an ein abgestuftes System, das ambulante Pflegedienste genauso beinhaltet wie Pförtner- und Conciergedienste sowie die Betreuung bei Notfällen in der Nacht", so Walter. "Ältere Menschen wollen heutzutage länger selbstbestimmt in ihrer eigenen Umgebung leben."