Bauarbeiten auf Nachbargrundstück möglicher Auslöser. Voraussichtlich bis Montag kein Verkehr in der Bernhard-Nocht-Straße.

St. Pauli. Drei Arbeiter konnten sich noch in sprichwörtlich letzter Minute retten. Sekunden später brach die Seitenfassade des Gründerzeithauses in sich zusammen, gab den Blick auf die vier Stockwerke des leer stehenden Gebäudes frei. Wasserleitungen barsten. Der Boden im ersten Stock gab nach. Zurück blieb eine mächtige Staubwolke.

Nach dem Teileinsturz des mehr als 100 Jahre alten Hauses an der Bernhard-Nocht-Straße untersuchen Hochbauamt und Bauprüfabteilung des Bezirks Mitte zusammen mit Kripo-Beamten vom Polizeikommissariat 15, wie es zu dem Unglück am Freitagmorgen kurz vor neun Uhr kommen konnte. Erste Ergebnisse werden für Anfang der kommenden Woche erwartet. Bislang geht die Polizei nicht von einer vorsätzlichen Tat aus.

Vermutet wird vielmehr, dass der Fassadenabsturz durch Bauarbeiten auf dem benachbarten Baugrundstück ausgelöst wurde. Dort entsteht derzeit ein Mehrfamilienhaus. Feuerwehrleute, die die Unglücksstelle weiträumig absperrten, mutmaßten, dass Erschütterungen das Gründerzeithaus zum Einsturz brachten. Das Etagenhaus, das Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, gehört zu den sogenannten "erkannten Bau- und Kulturdenkmälern" der Hansestadt und sollte als Teil des umstrittenen Bernhard-Nocht-Quartiers saniert und restauriert werden. Statiker müssen jetzt klären, wie das Gebäude abgestützt werden kann oder ob weitere Teile abgerissen werden müssen.

Wie die Baufirma "Gerdes + Landwehr" mitteilte, wurde kein Arbeiter verletzt. Der Fassadenschutt habe den Neubau nicht beschädigt. Nach Angaben eines Polizeisprechers wird die Bernhard-Nocht-Straße zwischen Davidstraße und Balduinstraße voraussichtlich noch über das Wochenende für den Verkehr gesperrt sein.