Einer der vielen schon historischen Kalendersprüche zum Dauerärgernis Elbphilharmonie-Baustelle stammt aus dem Mai 2010. Als der damalige Bürgermeister Ole von Beust seine Richtfestrede hielt, sagte er: "Das ist kein einfaches Bauwerk, das wissen Sie alle." Und viele seiner Zuhörer auf der Plaza amüsierten sich damals darüber. Ach was, wird schon nicht noch schlimmer werden, hofften manche, und doch bestimmt auch nicht noch viel teurer.

Heute, fast zwei Jahre und etliche Ärgernisse später, zeigt sich das ganze Ausmaß der beustschen Prophezeiung mehr und mehr. Heute muss der mittlerweile ehemalige Bürgermeister vor einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss im Rathaus Rede und Antwort stehen. Zeugnis ablegen, nach bestem Wissen und Gewissen.

Weil der Preis steigt und steigt, gerät allzu oft aus dem Blick, dass bei der Erfindung dieses weltweit einmaligen Gebäudes eines nicht geplant war: irgendeinem Regenten auf Zeit damit ein lobhudelndes Denkmal seiner großmütigen Majestät zu errichten. Von Anfang an war die Elbphilharmonie eine brillante Idee. Das ist sie immer noch. Sie sollte der Kultur dienen, sie sollte dem jahrzehntelang sträflich vernachlässigten Musikleben der Stadt neue Impulse verleihen. Sie war für die Bürger gedacht. Für alle Bürger, nicht nur für wenige Bestverdiener von der Elbchaussee. Sie sollte das Leben bereichern und Horizonte erweitern.

Dann kam die Lokalpolitik mit ihrer Glamour-Sucht mit ins Spiel. Und mit ihr örtliche Amateure.

Der Konsens und die Begeisterung der Anfangsphase sind längst dahin. Mit Kostenexplosionen, Klagen, Planungspannen und Schuldzuweisungen hat sich Hamburg international blamiert. Einige der unverantwortlich handelnden Köpfe sind bereits gerollt; weitere Rauswürfe wären teuer, aber nicht das Schlechteste. Es wird noch viele Blessuren geben beim Klären der unzähligen unübersichtlichen Schuldfragen. Doch schließlich wird selbst am Ende des gerade so umstrittenen Rolltreppen-Tunnels Licht zu sehen sein. Die eigentliche Aufgabe der Elbphilharmonie ist: Kultur. Es gibt keinen nobleren politischen Grund, um jetzt weiter entschlossen aufzuklären und aufzuräumen. Um jeden Preis.