Ralph Giordano, Jahrgang 1923, kam als Spross deutsch-jüdischer Eltern mit italienischen Wurzeln in Barmbek zur Welt. Weil seine Mutter, eine Musiklehrerin, den Nazis als Jüdin galt, wurde die Familie von 1933 an ausgegrenzt - für das Kind eine traumatische Erfahrung. Giordano wurde 1940 vom Johanneum verwiesen; er wurde von der Gestapo gefoltert. Die Familie überlebte die letzten Kriegsmonate in einem dunklen Keller in Alsterdorf. Nach der Befreiung durch die Alliierten wurde Giordano glühender Kommunist; diesem Weg schwor er erst elf Jahre später wieder ab.

Von 1961 an war er erst für den NDR, dann für den WDR Fernsehautor, drehte Dokumentationen in 38 Ländern der Erde, berichtete von Brennpunkten der sozialen Fehlentwicklungen. Nach seinem Ausscheiden beim Fernsehen hat er sich als Buchautor einen Namen gemacht; er schrieb u. a. "Die zweite Schuld", "Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte" oder "Die Traditionslüge".

Giordano meldet sich verlässlich zu Wort, wenn er die freiheitliche Demokratie in Gefahr sieht - ob durch Rechtsradikale oder durch einen rückständigen Islam.