Vier Monate einer globalen antikapitalistischen Sammelbewegung

17. September 2001, New York: Eine Gruppe von Protestlern besetzt den Zuccotti Park im Finanzdistrikt von Manhattan und benennt ihn in Liberty Plaza um. Kernpunkt ihrer Kritik: Die Politik der USA richtet sich nach den Interessen von Banken, Lobbyisten und "plutocrats" (Superreichen) und nicht nach dem Wohl der "99 percent" des Volkes. Ziel: eine Änderung der Politik durch die langfristige Besetzung der Wall Street ("Occupy Wall Street"). Anfangs reagiert New Yorks Bürgermeister verständnisvoll.

24. September: Nach einem Pfefferspray-Einsatz der Polizei kommt es zu Verhaftungen, auch an weiteren Tagen. Folge ist eine Solidarisierung.

5. Oktober: An der bisher größten Demonstration mit Unterstützung zahlreicher US-Gewerkschaften beteiligen sich 5000 bis 15 000 Menschen.

September/Oktober: Schnell breitet sich die Occupy-Bewegung in den USA aus: nach Oakland (Kalifornien), Portland (Oregon), Chicago, Washington und in etliche kleinere Städte.

15. Oktober: Bei einem globalen Aktionstag finden in rund 1000 Städten Proteste statt, u. a. in Madrid, Zürich, London, Sydney, Tokio, Manila, Seoul, Montreal. Auch in Kolumbien, Hongkong und Nigeria bilden sich Unterstützergruppen. Allein in Rom gehen 150 000 Menschen auf die Straße. In Deutschland nehmen ca. 40 000 Menschen an Aktionen u. a. in Frankfurt/M., Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf und Stuttgart teil. Occupy-Zeltlager entstehen u. a. in Innsbruck, Genf, am Bundespressestrand in Berlin, vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt/Main, vor St. Paul's Cathedral in London.

Ende Oktober: Die Bewegung findet prominente Unterstützer, u. a. Susan Sarandon, Michael Moore, Spike Lee, Stephane Hessel (Autor des Traktats "Empört euch!"), die Musiker Sean Lennon und Rufus Wainwright, Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz. Ex-Präsident Bill Clinton zeigt Sympathie. Der Philosoph Slavoj {Zcaron}i{zcaron}ek warnt die Protestler vor "angeblichen Umarmungen".

Oktober/November: erneute Demonstrationen in Frankfurt, Berlin und Düsseldorf. Occupy-Gruppen gibt es in 82 Ländern.

Ab 15. November: Räumung der Camps in den USA mit Hunderten Verhaftungen, Räumung in London.

9. Januar: Das Camp in Berlin wird geräumt.