Senat saniert Turnhallen. Schulbehörde will mit Großinvestition in Sportstätten den Reparaturstau auflösen. Programm bis zum Jahr 2015

Dulsberg/Harburg. Hamburgs Turnhallen sind in einem traurigen Zustand. Viele von ihnen jedenfalls. Mal ist es ein schlechter Bodenbelag, mal droht es reinzuregnen, mal sind die Waschräume so, dass man sie nicht betreten möchte, mal alles auf einmal. Das soll sich jetzt ändern, verspricht Michael Neumann, 41, als Innensenator auch für den Sport zuständig. Aus dem Schulbaufonds werden in den nächsten Jahren 74 Millionen Euro ausgeschüttet, um Sporthallen, die im Sanierungsstau stecken, renovieren zu können. Um neue Hallen zu bauen, wo es nötig ist. Hinzu kommen rund 30 Millionen Euro für die Sanierung von Sportplätzen.

120 Projekte stehen auf der Senatsliste, die wichtigsten 26 sind in der Tabelle rechts aufgeführt. "Das geht von der Instandsetzung eines Bodens über die Komplettsanierung einer Sporthalle bis hin zum Neubau", sagt Peter Albrecht, der Sprecher der Schulbehörde. Der Finanzplan über 74 Millionen Euro bis 2015 steht. So erhält beispielsweise das Gymnasium Rahlstedt eine 3-Feld-Sport- und Mehrzweckhalle für rund 7,5 Millionen Euro, Mensa inklusive. Eine Multifunktionssporthalle, auch für kulturelle Veranstaltungen, wird für die Stadtteilschule Bergedorf gebaut. Hierfür werden 6,1 Millionen Euro aufgewendet. Außerdem wird die Sporthalle der Schule Bramfelder Dorfplatz für 1,2 Millionen Euro von Grund auf saniert.

Und andere Schulen mit maroden, baufälligen oder zu kleinen Sporthallen? Die hoffen noch auf Geld aus dem Schulentwicklungsplan. "Das Investitionsvolumen kann erst beziffert werden, wenn der Plan Anfang Februar 2012 von der Politik beschlossen wird", sagt Behördensprecher Albrecht.

Einer, der sich noch Hoffnungen auf Geld des Landes macht, ist Schulleiter Matthias Peters vom Alexander-von-Humboldt-Gymnasium. Seine Schule könnte prototypisch sein für die Probleme vieler. Die beiden Sportstätten - eine 400 Quadratmeter große Halle, gebaut in den 70er-Jahren, sowie ein 200-Quadratmeter-Gymnastikgebäude von 1960 - sind zu klein geworden für den Unterricht der 850 Schüler. Die Ausstattung - Kästen, Pauschenpferd und Matten - machen den Eindruck, als stammten sie noch aus dem Gründungsjahr.

Und es gibt noch ein weiteres Problem: "Die Hallen sind rund um die Uhr ausgebucht. Wir müssen schon Schwimm- und Ruderkurse organisieren, damit wir überhaupt in allen Klassen und Kursen Sportunterricht anbieten können", sagt Peters. Eine weitere Folge: Sportvereine hätten es schwer, Zeiten in der Halle zu bekommen. "Sportunterricht ist gerade für Jugendliche in einem Brennpunktstadtteil wie Harburg sehr wichtig. Denn Sport fördert den Teamgeist und steht für Gewaltprävention." Peters hofft, dass das Geld nicht nur Schulen im Norden Hamburgs zugutekommt. "Bislang wurden wir von der Schulbehörde etwas stiefkindlich behandelt." Die beiden Hallen des Humboldt-Gymnasiums würden regelmäßig gewartet, "aber es ist zu merken, dass schon seit Jahren nicht mehr modernisiert worden ist", sagt Schulleiter Peters.

Wenn man Rüdiger Radler, Schulleiter des Emil-Krause-Gymnasiums an der Krausestraße in Dulsberg Geld anbieten würde, "müsste ich ablehnen", sagt er. Denn von 2002 bis 2004 gelang es Radler, die Schulbehörde vom erheblichen Sanierungsbedarf seines Gymnasiums zu überzeugen. Seine Schule ist insofern untypisch für Hamburg, als dass sie saniert wurde. 80 Jahre lang war in dem Schumacher-Bau nichts gemacht worden. In den Umkleideräumen platzte der Putz ab. Die Waschräume waren zum Teil nicht nutzbar. Aufgrund der niedrigen Decken konnten Schüler in der Halle kein Volleyball spielen. Daher war Radler darauf angewiesen, Unterrichtszeiten in benachbarten Einrichtungen zu buchen.

Der Schulleiter hatte Glück: "Damals wurden wir zu einer Ganztagsschule umgewandelt." Da aber ein Pausenraum und eine Aula fehlten, bot sich die Chance, Geld einzuwerben. Die alte Halle wurde für 924 000 Euro modernisiert, das Geld kam vom Bund. Außerdem wurden 1,2 Millionen Euro für den Bau einer Halle auf einem benachbarten Sportplatzgelände bewilligt. Und der Schulleiter konnte aus dem Vollen schöpfen: Professionelle Theaterbeleuchtung mit Scheinwerfern fürs Schultheater waren ebenso im Budget wie dimmbare Leuchten im Stil von 1922 und ein knallroter Sportbodenbelag. In der neuen Halles gibt's einen kleinen Fitnessraum mit Kraftsportgeräten. "Ich glaube, heute wäre es schwieriger, diese Wünsche erfüllt zu bekommen", sagt Radler.

Neben den Schulen freuen sich die Vereine und Verbände des Hamburger Sportbundes (HSB) über die Reparatur- und Sanierungsoffensive des Senats. Sie nutzen die städtischen Räumlichkeiten gewöhnlich vom frühen Nachmittag bis in den späten Abend und an Wochenenden. "Die beklagenswerten baulichen Zustände in vielen Hallen haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Menschen abgeschreckt, einem Sportverein beizutreten", so HSB-Präsident Günter Ploß. Die Leute wollten keinen Komfort, "aber wenigstens sollte aus der Dusche warmes Wasser kommen und die Toilettenspülung funktionieren".