Timmendorfer Strand. Der Tank war fast leer. Doch mit der letzten Energie sichern sich die Olympiasiegerinnen Ludwig und Walkenhorst auch den deutschen Meistertitel 2016. Im Finale werden die Golden Girls hart gefordert.

Der Siegerpokal bekam von Laura Ludwig und Kira Walkenhorst einen langen Kuss. Denn die dritte gemeinsame deutsche Meisterschaft war auch ein Sieg gegen die eigene Skepsis. "Es war ein überraschend gutes Wochenende", sagte die als beste Turnier-Spielerin geehrte Walkenhorst. Denn nach dem Olympia-Triumph von Rio de Janeiro und einem kräftezehrenden Jubel- und Ehrungsmarathon waren sich die Golden Girls alles andere als sicher gewesen, dass es mit der erfolgreichen Titelverteidigung an der Ostsee wirklich klappt.

"Es waren harte Wochen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir es so durchziehen können", betonte die 25-jährige Walkenorst, die beim knappen 2:0 (22:20, 23:21) gegen Chantal Laboureur und Julia Sude (Stuttgart/Friedrichshafen) ihre fünf Jahre Ältere und erfahrenere Partnerin in den entscheidenden Momenten noch einmal mitgerissen hatte. "Es war definitiv grenzwertig - vom Körper und vom Kopf", betonte Walkenhorst. Ihre fünf Blockpunkte glichen die fünf ihrer Kontrahentin Sude aus. Und dann setzten die Olympiasiegerinnen noch die aggressiveren Aufschläge.

Für Blockspezialistin Walkenhorst ist es der dritte nationale Titel nach 2013 und 2015. Abwehrspielerin Ludwig baute mit nun sieben Erfolgen ihre Stellung als erfolgreichste Beachvolleyballerin des Landes weiter aus. "Wir wollten es einfach so sehr hier", unterstrich die gebürtige Berlinerin. "Es ist eine weitere Belohnung für vier Jahre harte Arbeit", ergänzte Walkenhorst.

Drei Wochen nach dem Triumph an der Copacabana wurden die Golden Girls im Finale vor 6000 begeisterten Fans in der voll besetzten Ahmann-Hager-Arena von Laboureur/Sude stark gefordert. Im Duell der Weltranglisten-Ersten Ludwig/Walkenhorst gegen die -Dritten führten die Herausforderinnen in beiden Sätzen schon mit vier Punkten und hatten auch einen Satzball. "Wir mussten fighten. Aber irgendwo haben wir die Energie noch hergenommen", erklärte Walkenhorst.

"Wir haben schon gespürt, dass die Kräfte nicht mehr voll da sind. Aber wir haben auch gespürt, was wir für ein großartiges Feedback bekommen für unsere Sportart", sagte Ludwig. Mit der letzten Kraft sicherte sich das Team den ausgeschriebenen Kleinwagen.

Den dritten Platz an der Ostsee erkämpften sich in ihrem letzten gemeinsamen Spiel die Stuttgarterinnen Karla Borger und Britta Büthe. Die Olympia-Neunten von Rio und Vize-Weltmeisterinnen von 2013 bezwangen im "kleinen Finale" das Überraschungsteam Melanie Gernet und Tatjana Zautys (Berlin/Winnenden) mit 2:0 (21:17, 21:18). "Wir wollten diese Medaille unbedingt", sagte die 28 Jahre alte Büthe, die als Weltranglisten-Vierte mit dem Profisport Schluss macht. "Wir werden alles so sehr vermissen", bemerkte Partnerin Borger. Seit 2008 hatten beide zusammen gespielt und waren 2014 deutsche Meister.