Gabriel besucht zum 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens Projekte in Hamburg: “Es geht um das Zusammen- leben in unserem Land!“

Hamburg. Sigmar Gabriel kommt kaum durch die Tür, von so vielen Menschen wird er erwartet. In den kleinen, engen Büroräumen der Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten (ASM) in der Hamburger Innenstadt drängen sich zahlreiche Mitarbeiter, Jugendliche und Journalisten. Gabriel lächelt, begrüßt die jungen Migranten mit einem Händedruck. Er macht gleich deutlich: Heute bin ich wegen euch hier.

Der SPD-Politiker ist im Rahmen einer SPD-Veranstaltungsreihe zum 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei nach Hamburg gekommen. Er besucht eine Reihe von Einrichtungen zur Integration. Dabei will Gabriel selbst am liebsten gar nicht von dem Wort Integration sprechen. "Es geht um das Zusammenleben in unserem Land. Der Begriff Integration hört sich so an, als wäre das ausschließlich eine Aufforderung an die, die zu uns gekommen sind."

Gabriels erste Station in Hamburg ist die ASM. Die Initiative hilft jungen Migranten und unterstützt Betriebe bei Ausbildung und Existenzgründung. Für die ASM und ihre Arbeit hat Gabriel nur Lob parat. "Ein richtig gutes Beispiel, wie man Jugendlichen, die es nicht ganz einfach haben auf dem Arbeitsmarkt, zu einer guten Perspektive verhelfen kann", sagt er. Der Politiker betont, dass es solche Angebote auch für deutsche Jugendliche geben müsse. "Machen Sie sich keine Sorgen, in der fünften Klasse hatte ich eine Sonderschul-Empfehlung", sagt der SPD-Politiker zu einer jungen Frau ohne Schulabschluss.

Nach rund einer Stunde Diskussion geht es weiter. Gabriel besucht einen ASM-Partnerbetrieb in Hamburg, ein indisches Restaurant, das seit Jahren junge Migranten ausbildet. Bei einer Tasse Tee plaudert er mit der Restaurantbesitzerin und ihren Auszubildenden. Anschließend besucht Gabriel eine weitere Diskussion mit jungen Menschen, ein Stadtteilfest in Wilhelmsburg und spricht in der "Honigfabrik".

Dort fordert er Erleichterungen für Deutsch-Türken. "Wir müssen uns verändern, was die Staatsbürgerschaft angeht. Es muss möglich sein, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, ohne seinen türkischen Pass abgeben zu müssen", sagte der SPD-Vorsitzende. Er betonte, dass es an der Zeit sei, Danke zu sagen. "Das Land ist durch die Arbeit vieler Menschen aus Schutt und Asche wieder zu einem der reichsten und erfolgreichsten Länder gemacht worden. Nichts wäre in Deutschland so gut geworden ohne euch", betonte er.

Es sei die Aufgabe von beiden Seiten sich zu verändern. In Wahrheit gehe es darum, wie man miteinander zusammenleben wolle. Gabriel: "Wir müssen erkennen, dass es eine riesige Chance ist, und es als Deutsche nicht als Bedrohung empfinden, dass das Land sich verändert."