Interview mit Christian Friege, Vorstandsboss des Hamburger Ökostromanbieters LichtBlick. Er sagt: “Wir wachsen weiter stark.“

LichtBlick, gegründet 1998, versorgt derzeit rund 520 000 Kunden mit Ökostrom und ist nach eigenen Angaben führender Anbieter in Deutschland. Der Umsatz stieg 2010 um 26 Prozent auf 562 Millionen Euro. Das Unternehmen beschäftigt etwa 400 Mitarbeiter.

Abendblatt: Herr Friege, was bedeutet die neue Debatte um den Atomausstieg für die Energieversorgung in Deutschland?

Christian Friege: Wir kommen ein großes Stück näher an das Ziel heran, Ökonomie und Ökologie miteinander zu verbinden. Mit dieser Maßgabe sind wir bei LichtBlick vor zwölf Jahren an den Markt gegangen. Sehr viel mehr Menschen als damals sehen heute, dass wir diesen Weg gehen müssen. Die tragischen Ereignisse im japanischen Atomkraftwerk Fukushima markieren einen gewaltigen Einschnitt.

Kann Deutschland schneller als geplant auf Atomkraft verzichten?

Friege: Ja. Der Ausstieg aus der Atomkraft ist deutlich vor dem Jahr 2020 in verträglicher Weise zu machen.

Welche Konsequenz hätte ein schneller Atomausstieg für die Wirtschaft?

Friege: Wir hätten so die Riesenchance, die Industrie der erneuerbaren Energien stark auszubauen, Arbeitsplätze und materielle Werte zu schaffen.

Wie wirken sich die Ereignisse in Japan und die neue Atomkraftdebatte auf das Geschäft von LichtBlick aus?

Friege: Wir haben in den vergangenen Wochen je Werktag etwa 800 neue Kunden gewinnen können, das ist eine Verdreifachung der Zahl gegenüber der Zeit von vor dem Reaktorunglück in Fukushima. Insgesamt beliefern wir nun mehr als 520 000 Stromkunden mit Strom aus erneuerbaren Quellen.

Bringt das in Hamburg auch neue, zusätzliche Arbeitsplätze?

Friege: Ja. Allein im vergangenen Jahr haben wir im Unternehmen rund 100 neue Arbeitsplätze geschaffen. Und wir werden weiter stark wachsen.

Es war bereits die Rede von akuten Versorgungsengpässen bis hin zu Blackouts, wenn die deutschen Atomkraftwerke vorzeitig vom Netz gehen.

Friege: Das ist reine Panikmache der Atomlobby. Durch eine Vielzahl von dezentralen Kraftwerken wird künftig auf der Ebene der Verteilnetze erheblich mehr Strom eingespeist als bislang. LichtBlick trägt dazu mit dem Konzept der Schwarmkraftwerke bei. Unsere Blockheizkraftwerke für den Keller werden mit Erdgas betrieben, künftig verstärkt auch mit Biogas. 100 dieser Strom- und Wärmemotoren können, gekoppelt mit Windstrom, 4500 Hamburger Haushalte mit Grundlaststrom versorgen. Die Schwarmkraftwerke lassen sich an Bedarfsschwankungen bei Strom schneller anpassen als jede andere Quelle zur Stromerzeugung. (o.p.)