Das Landgericht Hamburg verurteilte den DSDS-Sieger Mehrzad Marashi wegen Anstiftung zur Falschaussage zu 11.000 Euro Geldstrafe.

Neustadt. So viel Rummel um seine Person war selten in jüngster Zeit. Vielleicht genießt Mehrzad Marashi den Trubel, nachdem zuletzt im August seine Tournee wegen allzu dürftiger Ticket-Verkäufe ins Wasser gefallen war. Beschwingt und lächelnd schlendert der Sieger der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) gestern an Kameras und Journalisten vorbei in den Landgerichtssaal. "Alles easy", signalisiert seine Mimik.

Es ist kein Kavaliersdelikt, für das sich der 30-Jährige in der zweiten Instanz verantworten muss. Um seinen eigenen Kopf zu retten, soll er einen Freund im März 2010 zu einer Falschaussage vor Gericht angestiftet haben. Das Gesetz sieht bei Aussagedelikten eine recht hohe Mindeststrafe von drei Monaten vor - auch für den, der die Lüge initiiert. "Die staatliche Rechtspflege", sagt der Richter, "muss vor solchen Eingriffen geschützt werden."

Marashi trägt einen dunklen Blazer mit aufgenähten Lederflicken, er lächelt treuherzig in die Runde, sucht den Blickkontakt. Das wirkt nicht mal allzu aufgesetzt. Nachdem er im Juli 2009 verdächtigt wurde, ohne Führerschein im Audi die Bramfelder Chaussee entlanggefahren zu sein, habe ihm sein Freund Vatsana R. angeboten: Er könne doch erzählen, dass nicht Marashi, sondern er hinterm Steuer saß. Der Musiker stimmte zu. Er habe damals, im Juli 2009, Pizza ausgefahren, er sei auf den Job angewiesen gewesen, der ihm und seiner schwangeren Frau den Lebensunterhalt gesichert habe, sagt Marashi. Bereits zuvor hatte der 30-Jährige seine Fahrerlaubnis verloren, weil er 16 Punkte in Flensburg angehäuft hatte.

Doch in der Verhandlung im März 2010 flog der Schwindel auf. Dort hatte Marashi zunächst absprachegemäß erzählt, er habe den Audi nicht gefahren. Ein als Zeuge geladener Polizist konnte indes das Gegenteil glaubhaft machen. Nach dessen Vernehmung konnte Vatsana R. mit seiner Lügengeschichte nur scheitern. Marashi widerrief darauf seine Aussage: Er habe den Wagen gefahren, nicht Vatsana R. Das Gericht verurteilte ihn deshalb zu einer Geldstrafe von 2400 Euro. Vor einer Anklage wegen Anstiftung zur Falschaussage schützte ihn das Geständnis jedoch nicht, und im November verurteilte ihn das Gericht zu einer Geldstrafe von 9000 Euro. Zu milde, befand die Staatsanwaltschaft und ging in Berufung.

Gestern zeigt sich der Musiker reuig, es sprudelt nur so aus ihm heraus. Seit sein Sohn, 15 Monate, auf der Welt sei, sehe er die Dinge anders. Er wolle sich entschuldigen, dass "so viel Action passiert ist. Das wird nicht wieder vorkommen." 50 Tagessätze mehr als in der ersten Instanz fordert die Staatsanwältin, eine Geldstrafe von 14.000 Euro. Marashi habe "nicht die Größe" gehabt, für seine Tat geradezustehen, die erste Instanz habe zudem die besondere Verwerflichkeit des Falls nicht hinreichend gewürdigt. Die beantragte Strafe fällt kaum zu hoch aus für Marashi, der von seiner Plattenfirma nach dem DSDS-Sieg im April 2010 einen Vorschuss über 100.000 Euro kassiert hatte. Für sein neues Album, das noch in Planung sei, habe er nur 10.000 Euro erhalten. Zu 110 Tagessätzen á 100 Euro, 11.000 Euro, verurteilt ihn das Gericht. "Wir wollen nicht belogen werden", sagt der Richter. Eine Geldstrafe sei indes ausreichend, denn der Angeklagte sei geständig und einsichtig. Für den Sunnyboy, der nun als vorbestraft gilt, offenbar kein Problem. Er verlässt das Gericht, wie er gekommen ist. Strahlend, voll Elan. Vielleicht hört man von Marashi künftig wieder mehr Musik als lange Reden vor Gericht.