Hamburger Abendblatt:

1. Herr Bischof Jaschke, in Hamburg-Billstedt wird eine neue Moschee gebaut. Verstehen Sie die Sorgen der Menschen, dass dort islamistische Zentren anstatt von Gotteshäusern entstehen könnten?

Hans-Jochen Jaschke:

Ich habe Verständnis für diese Sorgen. Sie werden durch die aktuelle Weltlage verstärkt, wenn man sich die Verfolgung von koptischen Christen in Alexandria anschaut und die Unsicherheit und Ängste vieler Christen in anderen Ländern weltweit vor Augen führt. Die Angst vor Islamisten abzubauen und auch in Hamburg aufeinander zuzugehen, das braucht Zeit und Ruhe.

2. Was müssten die muslimischen Gemeinden tun, um die Skepsis der Bürger zu vermindern?

Jaschke:

Die Muslime in Deutschland sind zum großen Teil in Verbänden organisiert. Sie sind durchaus verlässliche Partner. Man kann jedoch eine Moschee nicht einfach in einen Stadtteil implantieren. Sie muss Akzeptanz finden, und das erfordert einen nachbarschaftlichen Kennenlernprozess. Wenn es Ängste vor einer muslimischen Parallelgesellschaft gibt, dann ist der Bau einer Moschee keine gute Idee.

3. Welche Aufgabe kommt auf die Bischöfe, Imame und andere Religionsführer zu, um das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen gerade in Hamburg zu verbessern?

Jaschke:

Die christlichen Kirchen sind mit den Muslimen im Gespräch und sorgen dafür, dass sie ihren Glauben ausüben und Religionsunterricht geben können. Dass es in Billstedt afghanische Muslime sind, ist für den normalen Bürger erst einmal schwammig. Die Muslime sollten stärker den Dialog mit der Nachbarschaft suchen.

4. Geht es bei Moscheen nur um die Größe, oder ist der Stein des Anstoßes die sichtbare Religiosität im öffentlichen Raum?

Jaschke:

Ich bin für die Sichtbarkeit des Glaubens in der Öffentlichkeit. Doch sie muss mit Augenmaß ausgeübt werden. Es geht nicht um Zentimeter, aber es sollte der Eindruck vermieden werden, es würde beim Bau geprotzt. Die Architekten sollten stärker noch als bei anderen Bauten darauf achten, dass ihre Moschee von allen akzeptiert wird.

5. Die Schweizer haben sich in einer Volksabstimmung gegen den Bau von Minaretten gewehrt. Ein Vorbild für Deutschland?

Jaschke:

Wir haben andere demokratische Tradition in Deutschland. Man sollte die Stimmung des Volkes ernst nehmen, aber keine Stimmungen schüren. Wir alle kennen den Koran nur in spitzen Aussagen und stoßen uns daran. Muslime müssen uns dabei helfen, dass er richtig verstanden werden kann. Wir müssen den Koran dahingehend lesen, dass er Gewalt verurteilt.