Verzögert sich der Ausbau des Flusses, droht Hamburg der Abzug von Containerriesen. Für die Schiffe wären dann andere Häfen interessanter.

Hamburg. Der Hamburger Hafen ist wieder im Aufwind. Doch das könnte sich schon in wenigen Jahren ändern, wenn sich die Elbvertiefung über 2013 hinaus verzögert. Es droht das Abwandern großer Asiendienste. "Wenn sich die Bauarbeiten bis ins Jahr 2014 verschieben, müssen wir neu nachdenken. Dann würden andere Häfen interessanter für unsere großen Schiffe werden. Es besteht dann die Gefahr und die Möglichkeit, dass wir mit diesen Schiffen nicht mehr nach Hamburg fahren", sagt Reinhard Peschel, Geschäftsführer der französischen Reederei CMA/CGM in Hamburg. Die Franzosen schicken zusammen mit dem dänischen Marktführer Maersk seit August Frachter mit knapp 14 000 Stellplätzen für Standardcontainer (TEU) zum Burchardkai der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Das geht jedoch nur, weil zuvor in Le Havre Boxen abgeladen und so der Tiefgang verringert wurde.

Peschel drängt nun auf einen raschen Ausbau des Flusses, weil auch ein zweiter Dienst mit zehn eigenen Frachtern eine tiefere Elbe braucht. "Wir wollen schon heute gern mehr Ladung nach Hamburg bringen und sind sowohl mit der HHLA als auch mit Eurogate hoch zufrieden", sagt er. "Doch jetzt müssen die Termine gehalten werden."

Planfeststellung ist auf das Frühjahr 2011 verschoben

Ähnlich sieht das die Reederei MSC aus Genf. In ihrem Asiendienst nach Hamburg tragen derzeit nur drei von elf Schiffen 14 000 TEU. "Wir würden gern mehr von den großen Schiffen einsetzen, haben aber Schwierigkeiten beim Ein- und Auslaufen sowie bei Begegnungen auf dem Fluss", so ein MSC-Sprecher. Für die Vertiefung der Elbe sei es inzwischen "höchste Zeit."

Allerdings hatte die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord Anfang der Woche einräumen müssen, dass die Planfeststellung für den Ausbau statt in diesem Herbst erst Anfang 2011 vorgelegt werden kann. Direktions-Präsident Hans-Heinrich Witte will dennoch Ende 2011 mit dem Baggern beginnen. Dann wäre die Maßnahme nach 21 Monaten 2013 abgeschlossen. "Es ist für uns wichtig, dass dieses Datum bestehen bleibt", sagt Peschel.

Doch bei den Reedereien herrscht durchaus Skepsis, ob die Arbeiten im Plan bleiben. "Tendenziell neigen wir zu der Auffassung, dass die Risiken einer weiteren Verzögerung größer sind als die Chance, dass alles rechtzeitig fertig wird", sagt Jürgen Wüpper, Niederlassungsleiter der Hongkonger Reederei OOCL. Als Risiken werden vor allem die erwarteten Klagen von Naturschützern gesehen. "Die Behörde und Hamburg sind nicht Herr des Verfahrens", heißt es von anderen Betroffenen.

Dabei sind die Frachter von OOCL, die in einer Allianz mit Hapag-Lloyd fahren, mit 8100 TEU noch leichter über die Elbe zu bewegen als die Schiffe von CMA/CGM. "Doch wenn immer mehr Riesen mit mehr als 10 000 TEU eingesetzt werden, haben wir auch mit unseren Schiffen immer mehr Schwierigkeiten, an ihnen vorbeizukommen", sagt Wüpper.

Klar ist jedoch: Künftig werden immer mehr Großfrachter unterwegs sein, die ohne eine Vertiefung der Elbe kaum noch rentabel fahren können. Haben derzeit 59 Schiffe Platz für mehr als 10 000 TEU, so sind bis zum Jahr 2014 weitere 170 bestellt. "Auf diese Neubauten muss man sich einstellen, wenn der Hafen in der Fernostfahrt weiter eine größere Rolle spielen soll", sagt Burkhard Lemper, Direktor am Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in Bremen.

Vertiefung des Flusses kostet insgesamt 380 Millionen Euro

In Hamburg wird bereits im Februar die Reederei China Shipping in einem Asiendienst ihre 9600 TEU-Schiffe durch Schiffe mit knapp 14 000 ersetzen. Für diese Frachter mit Tiefgängen von 15,50 Meter reicht zwar auch die geplante Vertiefung nicht aus. Doch mit ihr werden bei Flut zumindest Schiffe mit Tiefgängen von 14,50 Meter auslaufen können. Weil die Frachter aber zumeist nicht voll beladen die Elbe passieren, soll dies für die Zukunft reichen. "Wir glauben an die Vertiefung. Aber sie muss jetzt kommen", so Niels Harnack, Geschäftsführer bei China Shipping. Nutznießer eines verzögerten Ausbaus würden sonst Häfen wie Wilhelmshaven, Bremerhaven, vor allem aber Rotterdam sein, sagt ISL-Direktor Lemper.

Zuversicht für Hamburg herrscht dagegen beim Verband Deutscher Reeder (VDR). "Auch auf Bundesebene ist inzwischen klar, welche Bedeutung der Hamburger Hafen hat", sagt Sprecher Max Johns. Das ist nicht unwichtig. Denn der Bund muss mit 250 Millionen Euro den Großteil der Ausbaukosten von 380 Millionen Euro bezahlen.