Das Park-and-ride-Haus am Poppenbütteler S-Bahn-Station steht nach Kostenexplosion vor dem Aus. Die Kosten haben sich nahezu verdoppelt.

Poppenbüttel. Seit sieben Jahren plant die Stadt ein Park-and-ride-Haus an der S-Bahn-Station Poppenbüttel - nun steht das Projekt vor dem Aus. Auslöser ist eine neue Kleine Anfrage der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Karin Timmermann und Andreas Dressel. Die Antwort des Senats hatte ergeben, dass sich die Kosten für den Bau des Parkhauses nahezu verdoppeln werden - von rund neun Millionen Euro auf nun 17,9 Millionen Euro. Bei 500 vorgesehenen Parkplätzen wären das pro Stellplatz Baukosten in Höhe von 35 800 Euro. Damit wäre der Quadratmeterpreis für den Bau eines Parkplatzes in diesem Parkhaus etwa doppelt so hoch wie bei einem Wohnungsneubau in Poppenbüttel.

Zur Begründung war in der Antwort des Senats zu lesen: "Die Steigerung gegenüber früheren Schätzungen ergibt sich unter anderem durch die Berücksichtigung der Auflagen aus dem außergerichtlichen Vergleich, die größere Planungstiefe sowie durch Baupreiserhöhungen." Anwohner hatten gegen den Bau protestiert und sich außergerichtlich geeinigt. Wie sich die Kosten im Einzelnen aufteilen, steht nicht in der Antwort des Senats.

Auf die Kostenexplosion angesprochen, sagte Behördensprecher Enno Isermann: "Wir finden diese Kostenentwicklung erschreckend." Isermann kündigte an, die Stadtentwicklungsbehörde werde sich "sehr ernsthaft nach Alternativen" umsehen. Im Klartext heißt das, Senatorin Anja Hajduk (GAL) stimmt dem geplanten Bau in dieser Art und für diesen Preis nicht zu. Die Arbeit muss von Neuem beginnen.

Dass ein Parkhaus benötigt wird, ist auch der Behörde bewusst. "Wir sehen, dass ein Bedarf da ist", so Isermann. Eine Erkenntnis, die nicht neu ist. Bereits in einer Kleinen Anfrage aus dem Jahr 2004 ist von den "voll ausgelasteten" Parkplätzen am Stormarnplatz und im Tennigkeitweg die Rede und von einem "Verdrängungseffekt in das angrenzende Wohngebiet".

Das Problem ist die Fläche für den neuen Parkraum. Schon in der Antwort des Senats auf eine Anfrage vom 27. Januar 2006 heißt es zu diesem Thema: "Auf den heute vorhandenen P+R-Flächen lässt sich ein Parkhaus in dieser Größenordnung nicht stadtverträglich unterbringen. Weitere Flächen stehen in unmittelbarer Nähe zur Halstestelle nicht zur Verfügung." Warum das alles erst heute klar ist - sieben Jahre nach dem ersten Senatsbeschluss, das Parkhaus zu bauen - konnte am Freitag niemand beantworten.

Nicht die einzige offene Frage. Seit Jahren gibt es Probleme und Verzögerungen beim Umbau der S-Bahn-Station Poppenbüttel. Seit Oktober 2009 gibt es nur einen provisorischen Zugang zu einer Behelfsbrücke, ein Treppenaufgang, der ins Nichts führt, eine Rampe, die nicht auf den Bahnsteig, sondern vor eine Treppe führt. Bisher hieß es, die Stadt müsse mit der Fertigstellung auf den Zeitplan der Deutschen Bahn warten. Jetzt sagte Enno Isermann: "Auch für die Fußgängerbrücke brauchen wir eine schnelle und pragmatische Lösung. Möglicherweise auch unabhängig von den Zeitplänen der Bahn."

Der SPD-Wahlkreisabgeordnete Andreas Dressel spricht von einem "schwarzen Tag" für das Alstertal. "Dieses Ende des Parkhauses setzt dem Planungs- und Kostenchaos endgültig die Krone auf." Es sei ein "Super-GAU" für die Pendler aus dem Alstertal, so Dressel. 15 000 Menschen nutzen täglich den S-Bahnhof Poppenbüttel. Die Behörde müsse nun schnell sagen, welche Alternativen sie den Pendlern vorschlagen will. "Es ist zu befürchten, dass das Aus für das P+R-Haus zu weiteren inakzeptablen Verzögerungen beim behindertengerechten Umbau der S-BahnStation führen wird", sagte Dressel.