Zum Auftakt läuft „Die Eiserne Lady“. Der Film zeigt den Aufstieg von Margaret Hilda Roberts von der Kaufmannstochter und Chemikerin zur ersten Parteichefin der britischen Konservativen.

Hamburg. Gleich 13-mal hat die ARD montags um 20.15 Uhr und mittwochs um 22.45 Uhr Sendeplätze für ihr Sommerkino-Programm reserviert. Die Auswahl ist wirklich sehenswert; dabei sind so erfolgreiche Filme wie „Ziemlich beste Freunde“ und „Cloud Atlas“.

Den Auftakt zur Filmreihe macht am heutigen Montag zur besten Sendezeit „Die Eiserne Lady“. Der Film zeigt den Aufstieg von Margaret Hilda Roberts von der Kaufmannstochter und Chemikerin zur ersten Parteichefin der britischen Konservativen und umstrittenen ersten Regierungschefin der westlichen Welt. Mit ihrer unnachgiebigen Politik, die ihr den titelgebenden Spitznamen einbrachte, spaltete sie ihr Land. Sie schickte Soldaten in den Falkland-Krieg, entmachtete die Gewerkschaften und überlebte einen Attentatsversuch. Der Film ist aus der Perspektive der greisen Politikerin erzählt, die sich an ihr Leben erinnert und Zwiesprache mit ihrem Ehemann Dennis hält – obwohl der längst tot ist.

Keine leichte Aufgabe hatte Regisseurin Phyllida Lloyd mit diesem Film übernommen. Schließlich hatte Margaret Thatcher schon während ihrer Regierungszeit polarisiert, und sie lebte zur Zeit der Entstehung des Films noch. Lloyds Film erfuhr denn auch wegen seiner fehlenden Haltung zur Politik Thatchers Kritik. Über den grünen Klee gelobt wurde aber wieder einmal Meryl Streep.

Ihr brachte diese Rolle einen Oscar als beste Darstellerin ein – ihren dritten. Auf die Frage, ob sie Thatcher für eine Schurkin oder eine Heldin halte, antwortete Streep damals ausweichend: „Alles an ihr ist faszinierend: Sie wurde 1979 zur Chefin einer antisemitischen, homophoben, dem Klassendenken verhafteten konservativen Partei gewählt, in der Frauen sonst nur Tee servierten. Nur 17 Parlamentsmitglieder waren Frauen, neben 635 Männern. Wie hat es sich angefühlt, das Unterhaus zu betreten? Was brauchte man, um dort Aufmerksamkeit zu fordern? Was wäre gewesen, wenn sie geweint hätte? Warum hat sie nie gelacht?“

Die Platzierung des Films wirkt wie ein leicht verspäteter Geburtstagsgruß der ARD an die Schauspielerin, die am 22. Juni 65 Jahre alt geworden ist. Viele halten sie für eine der Größten ihres Fachs. Im Herbst ihrer Schauspielerkarriere hat sie noch einmal mit vielen starken Rollen überzeugen können. Auch früher gab es davon etliche, man denke nur an „Holocaust“, „Jenseits von Afrika“, „Die Brücken am Fluss“ oder „Der Teufel trägt Prada“. In letzter Zeit mache sie sich Sorgen, weil ihr so viele Hexenrollen angeboten werden, grübelte Streep kürzlich. Tatsächlich wird sie demnächst in der Musical-Verfilmung „Into The Woods“ als böse Frau zu sehen sein. In diesem Film singt sie auch; ob sie sich das im nächsten Film über Maria Callas ebenfalls traut, bleibt abzuwarten. Dass sie auffallend gut bei Stimme ist, hatte Meryl Streep in „Mamma Mia!“ bewiesen. Die Musical-Verfilmung sahen allein in den USA, Großbritannien, Deutschland und Spanien mehr als 40 Millionen Zuschauer.

Streep ist zweifellos vielseitig und gelegentlich auch mutig. Im Januar lobte sie anlässlich einer Laudatio für ihre britische Kollegin Emma Thompson nicht nur deren künstlerische und menschliche Integrität, sie kratzte auch an einem amerikanischen Denkmal. Thompson hatte im Film „Saving Mr. Banks“ mitgespielt, in dem es um Walt Disneys Adaptation des Kinderbuchs „Mary Poppins“ geht. Meryl Streep griff den Trickfilm-Doyen in ihrer Rede als Rassisten und Frauenfeind an.

Dass die Frau, die heute Mutter von vier Kindern ist und seit Jahrzehnten in einer für Hollywood-Verhältnisse geradezu skandalös skandalfreien Ehe lebt, einmal beim Film landet, war nicht abzusehen. Als Kind galt sie nicht gerade als Schönheit, dafür war sie rechthaberisch. Ihr Bruder Harry bezeichnete sie rückblickend als „Straßenschreck“. „Das arme Kind, das ein Spiel, das Meryl sich ausgedacht hatte, nicht mitspielen wollte.“ Aber die Kinder probten den Tyrannenaufstand. Sie fesselten Meryl an einen Baum und traten ihr so lange gegen die Beine, bis die bluteten. „Im Grunde hatte ich ein solches Martyrium verdient“, sagt sie heute. „Ich war ein hässliches Kind mit einem großen Mund. Außerdem gab ich immer schrecklich an.“

„Die Eiserne Lady“ Mo, 20.15 Uhr, ARD