Es ist die Tragödie der Fußball-WM: Neymar wird die entscheidenden Partien wegen seines Wirbelbruchs verpassen. Zunigas Knietritt hätte aus medizinischer Sicht dramatische Folgen haben können.

Der Bruch des dritten Lendenwirbels von Neymar da Silva Santos ist für die brasilianische WM-Mannschaft eine Tragödie. Der 22-jährige brasilianische WM-Held wird bei dieser Weltmeisterschaft nicht mehr auf dem Spielfeld stehen können. Medizinisch betrachtet, handelt es sich glücklicherweise um keine ernsthafte Verletzung.

Dramatisch hätte die durch einen Knietritt verursachte Fraktur dann sein können, wenn auch die in dieser Höhe der Wirbelsäule verlaufenden Nerven geschädigt worden wären.

Obwohl die Lendenwirbel sich im unteren Teil der Wirbelsäule befinden, sind die hier durchlaufenden Nervenbahnen für viele wichtige Funktionen im Körper verantwortlich – unter anderem für die Steuerung der Blase und der Sexualorgane.

Instabile Wirbelbrüche sind gefährlich

Bei einem Wirbelbruch unterscheiden die Ärzte drei Bereiche, wo der Bruch erfolgt sein kann: im Dornfortsatz, im Wirbelkörper oder im Wirbelbogen. Nur bei einem sogenannten instabilen Bruch, der die Nervenbahnen gefährden könnte, ist sofort eine Operation notwendig.

Ansonsten verheilen Wirbelbrüche wie Knochenbrüche überhaupt letztlich ganz von alleine. Mediziner nennen das eine „konservative“ Therapie. Zwei bis drei Monate kann es allerdings schon dauern, bis ein Wirbel wieder verheilt und voll belastbar ist.

Je höher in der Wirbelsäule ein Bruch entsteht, umso potenziell gefährlicher ist die Sache. Denn bei einer möglichen Verletzung des Rückenmarks sind, grob gesagt, alle unterhalb dieses Bereichs liegenden Körperregionen gelähmt.

Gefühlsstörungen sind ein Alarmsignal

Spürt ein Verletzter also Gefühlsstörungen oder Teillähmungen, sind dies klare Hinweise darauf, dass die Nerven im Rückenmarks-Kanal in Mitleidenschaft gezogen worden sind.

Wirbelbrüche machen insgesamt zwei Prozent aller Frakturen aus. Dabei werden die meisten Fälle gar nicht durch Unfälle oder Fremdeinwirkungen verursacht. Die allermeisten Wirbelbrüche ergeben sich bei älteren Menschen, die unter Osteoporose leiden.

In Deutschland erleiden jährlich rund 230.000 Menschen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren einen Wirbelbruch. Bei starkem Knochenschwund kann bereits ein heftiger Hustenanfall zu einem Wirbelbruch führen.

Einspritzen von flüssigem Knochenzement

Welche Schädigungen im Einzelfall tatsächlich vorliegen, kann mithilfe der Röntgentomografie festgestellt werden. Wird eine Nervenschädigung vermutet, werden überdies Aufnahmen mit dem Magnetresonanz-Tomografen durchgeführt, die einen besonders guten Kontrast bei weichem Gewebe liefern können.

Bei operativen Eingriffen kommen metallische Verschraubungen und auch gezielte Versteifungen zur Anwendung. Auch das Einspritzen von flüssigem Knochenzement ist eine Möglichkeit zur schnellen Stabilisierung eines Wirbelbruchs. All dies wird nach derzeitigem Kenntnisstand wohl bei Neymar nicht notwendig sein.