Durch Israels Beschuss einer UN-Schule sterben 16 Menschen, Hunderte werden verletzt. Das Leid der Opfer und der Hinterbliebenen ist groß. Die Schuld suchen sie allerdings nicht nur bei Israel.

Es fällt schwer ein Wort zu finden, diesen Blick zu beschreiben. Youssef ist dreizehn, aber in seinem Blick liegen gefühlte Jahrzehnte voller Leid. Er schaut ins Nirgendwo, der Blick ist leer und dabei so unendlich traurig. Seine Wangen sind voller Tränen und Rotz. Gerade eben, in einem Krankenhaus in Beit Hanun verstarb sein Bruder Mohammed an einem Granatsplitter, der in seinem Bauch steckte. Sein anderer Bruder schwebt noch in Lebensgefahr.

Youssef, seine sieben Brüder und seine Eltern hatten zuvor in einer Schule des Palästinenserflüchtlingswerks UNWRA Zuflucht gesucht. Die Schule liegt ebenfalls in Beit Hanun, im nördlichen Gazastreifen, nicht weit vom Grenzübergang zu Israel. Wegen des blutigen Konflikts haben Zehntausende Menschen in Einrichtungen der UN Zuflucht gesucht. Der palästinensische Sprecher der UNWRA, Adnan Abu Hassan, sprach von 800 Leuten, die in der getroffenen Schule ausharrten.

Laut israelischer Armee haben Hamas-Kämpfer Raketen Richtung Israel in unmittelbarer Nähe der Schule abgefeuert. Sie warnten UNWRA demnach gestern Abend vor, dass sie bis 14 Uhr nachmittags die Schule evakuieren sollten. Um zehn Minuten vor drei erfolgte der Angriff.

„Wir waren noch nicht fertig mit Evakuieren“, sagt Mohammed Naim. Er trägt seinen vierjährigen Neffen Ahmed auf dem Arm, um dessen Kopf ist ein dicker Verband gewickelt. Der Kleine schaut müde, so sehr man sich auch bemüht, ein Lächeln ist ihm nicht zu entlocken. Der Onkel erklärt, er hatte wahnsinnig viel Glück. Eine Granate schlug nur wenige Meter neben ihm ein, aber er spielte hinter einer Mauer. Die Mauer wurde durch die Wucht durchbrochen, Ahmed am Kopf getroffen – aber nur oberflächlich.

„Warum macht ihr uns zur Zielscheibe?“

In dem Vorgarten des Krankenhauses liegen sich die Eltern, Brüder, Nachbarn der Opfer in den Armen und versuchen sich gegenseitig zu trösten, während über ihnen die Kampfjets hinweg dröhnen. Es ist einer der letzten Tage des Fastenmonats Ramadan.

Immer wieder kollabieren Frauen bei Temperaturen um 33 Grad. „Ihr Mörder“, schreit eine Frau in braun-weißem Schleier und streckt die Hände in die Höhe. „Warum macht ihr uns zur Zielscheibe?“ Sie habe Hamas-Kämpfer gesehen, um die Schule herum, sagt sie. Dann beschimpft sie abwechselnd Palästinenserpräsident Abbas, Hamas-Chef Maschaal und Israel bis mehrere Männer ihr bedeuten, zu schweigen. Zwei ihrer Brüder sind bei dem Angriff ums Leben gekommen.

Mehr als zehn Tote und über 70 Verletzte hat ein Doktor alleine in Beit Hanun gezählt. Insgesamt sollen 16 Menschen ums Leben gekommen sein.