Russlands Raumfahrtbehörde kann ihren Forschungssatelliten „Foton-M“ nicht mehr steuern. Er treibt mit fünf Echsen an Bord durchs All. Ihnen droht eine tödliche Odyssee – und der Absturz auf die Erde.

Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hat die Kontrolle über einen wichtigen Forschungssatelliten verloren, der auch Mikroorganismen und Echsen an Bord hat. Wie das russische Weltraumunternehmen TsSKB-Progress mitteilte, empfange die Bodenstation zwar Signale von dem am 19. Juli gestarteten Flugkörper, allerdings reagiere „Foton-M“ nicht auf Funkbefehle.

„Wenn wir die Steuerung nicht wieder herstellen, stürzt er in etwa vier Monaten auf die Erde“, sagte ein Mitarbeiter des Unternehmens der Agentur Interfax. „Foton-M“ kreist auf einer elliptischen Umlaufbahn zwischen 258 und 572 Kilometer Höhe.

An Bord von „Foton-M“ befinden sich 22 wissenschaftliche Geräte sowie unter anderem Fruchtfliegen und fünf Echsen. Die Forscher wollten unter anderem herausfinden, wie sich annähernde Schwerelosigkeit auf die Organismen und das Sexualverhalten der Reptilien auswirkt.

Forscher können die Echsen sehen – aber nicht retten

„Die Nahrung für die Geckos reicht noch etwa zweieinhalb Monate“, sagte der Roskosmos-Mitarbeiter. Ursprünglich sei geplant gewesen, den Satelliten dann kontrolliert zum Absturz in der russischen Region Orenburg am Ural zu bringen. „Dauert der Flug länger, sterben die Geckos leider den Hungertod im Weltall“, betonte er.

Eigentlich sollte der Satellit in zwei Monaten zur Erde zurückgeholt werden, doch dafür muss die Bodenstation „Foton-M4“ steuern können. Nun droht den Eidechsen eine regelrechte Odyssee: Ein Experte sagte der russischen Nachrichtenagentur Interfax, der Satellit könne noch drei oder vier Monate durch den Weltraum treiben, bevor er schließlich abstürzt.

Dabei funkt der Satellit offenbar weiter Informationen zur Erde – darunter auch Videoaufnahmen. „Die Apparate, die automatisch laufen, arbeiten insbesondere beim Gecko-Experiment wie vorgesehen“, sagte Oleg Woloschin, der Sprecher des für die Experimente verantwortlichen medizinisch-biologischen Instituts.

Was passiert, wenn der Satellit auf die Erde stürzt

Auch wenn keine Funkverbindung zustande komme, seien trotzdem nicht alle Experimente an Bord wertlos, sagte der russische Wissenschaftler Alexander Schelesnjakow. „Einige Versuche laufen normal ab, das zeigen die empfangenen Daten“, sagte er. Damit lasse sich auf der Erde arbeiten.

Allerdings sei fraglich, ob „Foton-M“ und damit die Experimente den unkontrollierten Absturz überstehen. „Der Satellit verfügt zwar über einen Hitzeschutz, aber ohne Steuerung vom Boden wird er das Gerät kaum vor dem Verglühen in der Atmosphäre bewahren.“

An der „Internationalen Raumstation“ (ISS) dockte unterdessen ein unbemannter Transporter mit mehr als 2,3 Tonnen Nahrungsmitteln, Treibstoff und privater Post an.

Derzeit arbeiten drei Russen, zwei US-Amerikaner und der deutsche Astronaut Alexander Gerst auf dem Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometer Höhe. „Die Crew wechselte sich mit dem Schlafen ab, um den Progress-Frachter in Empfang zu nehmen“, twitterte Gerst am Donnerstag.