Es kamen weniger Teilnehmer als erwartet. Einer der Referenten fiel im Vorfeld mit antisemitischer Predigt auf. Der Verfassungsschutz beobachtet die Veranstaltung

Sie sind aus dem gesamten Bundesgebiet gekommen. Dutzende von Teilnehmern des Treffens deutschsprachiger Muslime haben am Freitagnachmittag Quartier in der Imam-Ali-Moschee an der Schönen Aussicht bezogen. Unter den Augen des Verfassungsschutzes trugen sie ihre Koffer und Schlafsäcke in das islamische Zentrum Hamburg (IZH). Das Treffen an der Alster, so sagt der Geheimdienst, diene nicht dem vorgeblichen Frieden, sondern der Propagierung der islamischen Revolution im Iran.

Mehrere Hundert Teilnehmer hatte der Veranstalter Islamischer Weg erwartet. Gekommen waren sehr viel weniger. Der Verein mit Sitz in Delmenhorst steht im Blickfeld der niedersächsischen Verfassungsschützer. Laut Programm begann der Kongress unter dem Motto "Frieden mit Islam" mit dem Vortrag eines "begnadeten Weltmeisters im Koran-Lesen".

Einer der Gründe, warum die Geheimdienstler das Treffen ins Visier genommen haben, ist in einem der Referenten zu finden: Sabahattin Türkyilmaz. Der Geistliche war im Februar nach massiver Kritik wegen israelfeindlicher Äußerungen als Imam der schiitischen Hazrat-Fatima-Gemeinde in Frankfurt zurückgetreten. Anfang des Jahres war der Inhalt einer Predigt bekannt geworden, die er 2009 gehalten hatte. In ihr heißt es: "Möge Allah das besetzte Palästina aus den Händen der Zionisten befreien." Er hatte sich zudem an antisemitischen Demonstrationen beteiligt, die das Existenzrecht Israels bestritten. Auch der Verein Islamischer Weg war an derartigen Demonstrationen beteiligt.

Nach dem Rücktritt Türkyilmaz' hatte sich dessen ehemalige Frankfurter Gemeinde "eindeutig zum Grundgesetz und zur demokratischen Rechtsordnung der Bundesrepublik" bekannt. Ein Bekenntnis, das bislang nicht von dem IZH zu hören war. Das allerdings ist wenig verwunderlich. Schließlich ist der jetzige IZH-Leiter direkt von dem iranischen Revolutionsführer ins Amt gehoben worden. Laut Verfassungsschutz ist das Zentrum der "wichtigste religiöse Außenposten der islamischen Revolution Irans in Westeuropa".

Türkyilmaz hat dort am Freitag laut Programm zum Thema "Integration als Beitrag zum Frieden" referiert. Die friedfertige Aufmachung bezeichnet Peter Schütt, seit 20 Jahren Mitglied der deutschsprachigen Gemeinde, als Tarnung. Wegen des Kongresses war er dem Freitagsgebet, dem wichtigsten Gebet der Woche, ferngeblieben. Er ist das einzige Gemeindemitglied, das bislang öffentlich Kritik an dem Treffen der deutschsprachigen Muslime geübt hat. Viele ebenfalls gemäßigte Muslime bleiben lieber anonym. Da auch der iranische Geheimdienst in Hamburg ermittelt, fürchten sie, dass ihre Kritik Repressalien ihrer Verwandten im Geburtsland nach sich ziehen könnte.

Nachbarn der Imam-Ali-Moschee nahmen das Treffen der Islamisten dagegen gelassen hin. Ein Anwohner, der seit vielen Jahren neben dem Islamischen Zentrum wohnt, weiß, dass der Verfassungsschutz die Gemeinde beobachtet. "Es gibt daher wohl kaum einen sichereren Ort hier in Hamburg."

Wie berichtet, war es nicht möglich, das Treffen zu unterbinden, da es keine Erkenntnisse über mögliche Straftaten gibt. Dennoch bekräftigte Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) seine Kritik an "extremistischer Propaganda": "Die Sicherheitsbehörden werden nicht nachlassen, mit allen rechtsstaatlichen Mitteln gegen ausländische Extremisten vorzugehen."