Dschihadisten nehmen in wenigen Tagen mehreren Städten im Nordirak ein und lösen Massenflucht aus. Laut Uno flüchten über 200.000 Menschen.

Nordirak. Die Extremisten der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ setzen ihren Vormarsch im Nordirak fort und haben in wenigen Tagen neben den größten Erdölfeldern im Nord-Irak, nun auch den größten Staudamm des Landes eingenommen. Die Kontrolle über den Mossul-Staudamm ist von hoher strategischer Bedeutung. Im Falle einer Sprengung, wären Zehntausende Einwohner der Großstadt Mossul von einer Flutwelle bedroht.

Auch in den nordirakischen Städten Sumar, Sindschar und Wana hissten die Dschihadisten die schwarze Flagge des islamischen Staates. Mit ihrem erneuten Vormarsch lösten die Dschihadisten eine neue Flüchtlingswelle im kurdisch geprägten Norden des Landes aus. Die Uno spricht von insgesamt 200.000 Menschen auf der Flucht. Augenzeuge berichten, dass die kurdischen Kämpfer den Islamisten kaum etwas entgegenzusetzen hatten. Auf ihrer Internetseite berichteten die Islamisten, dass Hunderte kurdische Kämpfer geflohen seien, zahlreiche Fahrzeuge und riesige Mengen an Waffen zurückgelassen haben.

Die Kämpfer des „Islamischen Staats“ stehen rund 100 Kilometer vor der irakischen Hauptstadt Bagdad. Seit Juni, als sie Mossul einnahmen, konnten die Terroristen weite Gebiete im Norden des Iraks einnehmen und ein Kalifat, einen islamischen Staat, ausrufen. In den Regionen unter ihrer Kontrolle erlässt sie Gesetze nach einer sehr radikalen Interpretation des islamischen Rechts, der Scharia. Gegen Andersgläubige geht sie mit rücksichtsloser Gewalt vor. Fast sämtliche Christen sind wegen der Verfolgung aus Mossul geflohen, nachdem IS-Extremisten ihnen den Tod angedroht hatten, sollten sie nicht zum Islam konvertieren.

Ende der Woche war die Terrorgruppe auch im benachbarten Syrien näher an die mehrheitlich von Kurden bewohnten Gebiete herangerückt. Dort hatten die Extremisten einen Militärstützpunkt in der Nähe der Stadt Hasaka eingenommen.

Fast zwei Monate nach Beginn des Vormarsches der Extremisten im Irak hat sich in Mossul zuletzt jedoch auch sunnitischer Widerstand gegen die Terrorgruppe formiert. Eine Gruppe mit dem Namen „Brigaden der Revolutionäre von Mossul“ tötete vor einigen Tagen mehrere IS-Kämpfer. Der Widerstand hatte sich gebildet, nachdem die sunnitischen Extremisten in den vergangenen Wochen mehrere bedeutende Moscheen und Grabmäler zerstört hatten.