Die Senatorin

plädiert für einen weiteren Standort der Uni, auch um die Hochschulen der Stadt zu vernetzen, etwa die Uni Hamburg mit der TU Harburg. "Hamburg wäre nicht die erste Stadt, wo es mehrere Standorte der Universität gibt, das wäre leistbar", sagte Herlind Gundelach (CDU), die vor allem auf mangelnde Flächen in Eimsbüttel verweist. Ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten errechnet 60 000 Quadratmeter zusätzlichen Bedarf und bewertet Neubauten auf dem Kleinen Grasbrook als bestes Szenario. Nach Abendblatt-Informationen berät der Senat intensiv darüber, Teile der Naturwissenschaften sowie die kompletten Wirtschafts- und Sozialwissenschaften auf den Grasbrook zu verlegen. Eine Entscheidung soll bald fallen.

Der Präsident der Universität,

Dieter Lenzen, will bei möglichen zusätzlichen Standorten den wissenschaftlichen Nutzen im Vordergrund wissen. "Ich sehe beispielsweise bei den Sozial- und Geisteswissenschaften die Notwendigkeit eines urbanen Umfeldes, wie es hier auf dem Campus ist. Sie beschäftigen sich mit der Gesellschaft und Kultur, die dort stattfindet", sagte Lenzen im Abendblatt-Interview. Auch solle im Uni-Hauptgebäude an der Edmund-Siemers-Allee ein "Leuchtturm" für die Geisteswissenschaften entstehen, "um zu zeigen, dass es dort vorangeht." Lenzen lässt derzeit die Gremien seiner Hochschule über bauliche Perspektiven diskutieren: "Nennenswerte Teile der Universität müssen hier einig sein." Laut Umfrage des Hochschulverbandes zeichnet sich unter den Professoren jedoch eine klare Ablehnung gegen jegliche Umzugspläne ab.

Die Handelskammer

lehnt einen Umzug auf den Grasbrook ab, wenn die Universität mehr Flächen beansprucht als die des Überseezentrums, das bis 2012 frei wird. Sollten allerdings neben den Naturwissenschaften auch die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften verlegt werden, wäre der Konflikt mit den Hafenbetrieben programmiert. Sie zu vertreiben hieße, "die Axt an den Wirtschaftsstandort anzulegen", sagt Geschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Alternativ schlägt die Handelskammer als Standort den Großmarkt am Klostertor vor. Laut eigenem Gutachten würden allein die nötigen Tiefbauten auf dem Grasbrook bis zu einer Milliarde Euro kosten. "Angesichts der Finanzlage scheint es bedenklich, dieses Geld buchstäblich zu versenken, während für dringend benötigte Uni-Hochbauten dann kein Geld mehr da ist", so Schmidt-Trenz.

Die Bezirke

Mitte und Eimsbüttel streiten sich um die Zukunft der Uni. Eimsbüttel-Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) hat eine Planungsgruppe eingerichtet, die "jede einzelne Fläche" im Bezirk für eine Erweiterung des Campus untersuchen soll. Sein Hauptargument ist, dass allein die Erschließung des Kleinen Grasbrook, wie es das behördliche Gutachten vorsieht, mindestens 500 Millionen Euro kosten werde, ohne Verlagerung der Hafenbetriebe und Weiterbau der U 4. Mitte-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) plädiert für einen Umzug der Uni auf den Grasbrook in seinem Bezirk - so habe es seine Bezirksversammlung einstimmig beschlossen. Schreiber: "Daran halte ich mich gerne. Die Sanierung in Eimsbüttel wäre problematisch."