Dietrich von Albedyll glaubt fest daran, dass die Stadt durch Olympia vor allem für ausländische Touristen bedeutend attraktiver wird

Hamburg. Der Mann ist Feuer und Flamme, obwohl er im Jahr 2024 bereits seinen Ruhestand genießen wird. „Die Olympischen Spiele bieten die Chance eines Quantensprungs für Hamburg und der Tourismuswirtschaft im Wettbewerb der internationalen Metropolen“, sagt Dietrich von Albedyll, Chef von Hamburg Tourismus. Die Austragung würde die Stadt „schlagartig auf internationalen Landkarten positionieren und zu einem Hotspot machen. Anders als die vergangenen Spiele etwa in Peking oder Sotschi werde Hamburg auf Nachhaltigkeit setzen. „Es geht um mehr als nur kurzfristige Effekte, es geht um eine mittel- bis langfristige Entwicklung“, so Albedyll.

In London entstanden durch die Spiele 14.000 Stellen im Tourismus

„Die Spielstätten sollen später den Hamburgern zugutekommen, während in anderen Austragungsorten Teile der Anlagen wieder zurückgebaut wurden. Hamburg wird als Vorbild für neue Spiele und eine Rückbesinnung auf die Olympische Idee dienen. Der Mensch und die Begegnung stehen im Vordergrund. Hamburg, das Tor zur Welt wird zum Tor für die Welt. Wir präsentieren uns als offene Stadt sowie als Stadt ohne Grenzen für Menschen mit Beeinträchtigungen.“

Auch wenn Hamburgs Bevölkerung wegen des touristischen Zustroms möglicherweise nicht begeistert wäre, rechne sich die Veranstaltung am Ende auch für die Menschen in der Stadt. Viele Metropolen haben bereits von den Austragungen profitiert. Am Beispiel Barcelonas bei den Olympischen Sommerspielen 1992 lässt sich laut Albedyll die touristische Entwicklung nachvollziehen. „1990 verzeichnete die Stadt 3,8 Millionen Übernachtungen, im Jahr der Spiele waren es 4,4 Millionen und 20 Jahre später sogar 15,6 Millionen Touristen“, sagt er. „Im Zusammenhang mit den Spielen in London entstanden sogar rund 50.000 neue Arbeitsplätze, die auch nach der Austragung erhalten blieben. Allein 14.000 Stellen wurden damals im Tourismus geschaffen“, so Albedyll.

Der Tourismus-Chef erwartet für Hamburg den gleichen Effekt. „Die Spiele würden vielfältige Effekte für die Sport- und Standortqualität, Attraktivität und der Wahrnehmung von Hamburg im Ausland bringen. „Der Anteil der ausländischen Gäste würde sich im Jahr der Spiele um immerhin drei Prozent erhöhen, im Jahr nach den Spielen nochmals um 1,5 Prozent“, so der Tourismusexperte. „Die offizielle Bewerbung und vielmehr die Ausrichtung der Spiele wirken sich auf die Zukunftsfähigkeit der Stadt und den Tourismus aus.“

Helfen würde der Stadt zudem, dass die Spiele in fast allen Ländern der Welt übertragen werden. Das könnte auch viele ausländische Gäste nach Hamburg locken. Die Metropole hat Nachholbedarf. Im internationalen Tourismus ist die Stadt, anders als Berlin oder München, noch ein Stiefkind. Nur 25 Prozent am Gesamtaufkommen der Touristen sind Ausländer, in der Regel aus Europa. Trotz zahlreicher Bemühungen hat es Hamburg noch nicht geschafft, Amerikaner oder eine nennenswerte Anzahl Asiaten für Hamburg zu begeistern. In Übersee glauben offenbar immer noch viele Touristen, dass Hamburg nur eine von vielen Hafenstädten ist. „Mit den Spielen könnte sich der Anteil der Touristen aus dem Ausland auf 30 Prozent erhöhen“, hofft von Albedyll. Und natürlich durch die Attraktivität der Hansestadt könnte Hamburg noch mehr Ausländer für Reisen nach Hamburg gewinnen.

Denn die Übertragungen könnten sogar in den Jahren danach Gäste anlocken, weil sie einen Eindruck von Alster, Elbe sowie dem pulsierenden Leben in der Hansestadt bekommen haben. „Wir sind jetzt zwar noch kein 1a-Standort im internationalen Tourismus. Jetzt haben wir die Chance, uns als second City zur First Choice Destination zu entwickeln“, so der Tourismus-Chef. Image und Bekanntheit seien die zentralen Stellschrauben, um im Reisegeschäft erfolgreich zu werden. „Wir haben noch Luft nach oben“, muss Albedyll einräumen.

Hamburgs schicke Kaufhäuser hätten Hochkonjunktur, wenn sich die Hansestadt mit ihrer Bewerbung durchsetzen kann. Die Geschäfte müssten während der Spiele allerdings auch am Wochenende geöffnet werden, damit die Touristen ohne Eile in den schönen Einkaufspassagen und Kaufhäusern der Hansestadt einkaufen können. „Von der Austragung der Spiele würde die gesamte Metropolregion bis hin nach Kopenhagen profitieren. Die dänische Stadt befürwortet die Hamburger Bewerbung“, sagt Albedyll. Hamburg hätte die Chance, sich nach Berlin zur zweiten Metropole in Deutschland mit Weltrang zu entwickeln.

Die Olympischen Spiele würden nicht nur dem Tourismus, sondern der gesamten Wirtschaft in der Stadt helfen. „Hamburg wird sich zu einem Magneten für die Jugend aus aller Welt entwickeln. Junge Menschen werden in Hamburg studieren wollen, neue Unternehmen aus innovativen Branchen werden sich in der Hansestadt ansiedeln“, prophezeit der Tourismus-Chef. Auch im Kampf um die besten Arbeitskräfte könnte die Stadt wegen des Olympia-Images punkten. Weitere Investitionen in die städtische Infrastruktur würden getätigt, davon würden auch die Bürger der Stadt profitieren.

Die Spiele könnten auch neue Unternehmen nach Hamburg locken

Neben dem privaten Tourismus erhoffen sich die Hotels der Stadt, dass durch die Spiele künftig noch mehr Geschäftskunden nach Hamburg kommen werden, die in den zahlreichen Hotels der Stadt Tagungen oder Seminare veranstalten.

Für die Branche könnte dies nötig werden. Denn der Bauboom neuer Hotels in Hamburg ist ungebrochen. Allein in den nächsten vier bis fünf Jahren sollen bis zu 18 weitere Herbergen entstehen. Sie müssen ausgelastet werden. Albedyll und sein Team haben nicht nur wegen der Spiele viel zu tun.