Er misstraut den Politikern, die sich „nur die Taschen vollmachen“. Als kleiner Mann habe er von der großen Politik nichts zu erwarten. „Alles ist so kompliziert geworden“, klagt der Nichtwähler. „Und irgendwie ist doch egal, wer gewinnt – alles dasselbe.“ Dann hat er die Wahlbenachrichtigung nicht gefunden, das Wetter war auch so hässlich, das Wahllokal zu weit weg und das neue Wahlsystem soll viel zu kompliziert sein. Da könne man schon mal zu Hause bleiben. Überhaupt sei er politisch wenig interessiert. Nur so viel fällt ihm ein: „Wenn Wahlen etwas verändern würden, wären sie verboten.“ Da lacht er zum ersten Mal. Er weiß nicht viel, aber vieles besser. Er verteilt gern mal einen Denkzettel, aber zu viel Denken bereitet ihm schnell Kopfweh.

Der Nichtwähler ist der einzige Deutsche, der sich von Wahl zu Wahl vermehrt. Zwar ist nur jeder Siebte ein Totalverweigerer, aber der gelegentliche Abstinenzler weiß sich in großer Gesellschaft. 563.000 Hamburger waren es am Sonntag. „Die stärkste Partei“, betont der Nichtwähler. „Stärker als SPD, CDU, Grüne und FDP zusammen.“ Da könne man mal sehen! Es dächten eben viele wie er. Im Fernsehen hat er diesen Groß-Philosophen gesehen, „diesen Brecht, Precht oder Echt, wie hieß der noch“? Der sei auch dagegen. Und viele andere Prominente auch.

Außerdem liege das Nichtwählen in der Familie – sein Großvater ist schon am 15. Oktober 1949 im Abendblatt „Menschlich gesehen“ (den zeigt auch die Zeichnung) worden. Mit dem Nichtwählen sei seine Familie jedenfalls immer sehr gut gefahren.