Vor Kurzem diskutierte ich mit einem Professor aus den USA über die Unterschiede zwischen deutschen und US-Universitäten. Wir sprachen über Erwartungen und Verhalten von Professoren und Studierenden, genauso wie über Inhalte und auch Kosten. Im Nachgang beschäftigten mich zwei seiner Aussagen besonders. Zum einen „Wer an einer renommierten Uni studiert wird beruflich erfolgreich sein“ und zum anderen „In Zukunft wird es weniger um fachspezifisches Know-how gehen, sondern viel mehr um eine breite Wissensvermittlung“.

Die Uni Hamburg ist zweifellos renommiert, sie kann auf eine fast 100-jährige Tradition verweisen und zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Hochschulen in unserem Land. Aber ist jeder Absolvent später auch beruflich erfolgreich? Und wenn dem nicht so ist, woran liegt das? Ich begann zu recherchieren und verglich die Universität in Hamburg mit der Stanford University in der Nähe von San Francisco. Schon die Rahmenbedingungen könnten unterschiedlicher kaum sein. Das Jahresbudget unser Uni liegt bei rund 400 Millionen Euro für mehr als 40.000 Studierende, während es in Stanford mit mehr als viereinhalb Milliarden Euro mehr als elfmal so hoch ist und für lediglich rund 15.000 junge Akademiker verwendet werden muss. In Hamburg bieten 658 Professoren Seminare und Vorlesungen an, in Stanford sind es mehr als 2000. Damit kommen dort auf einen Professor gut sieben Studierende, bei uns ist das Verhältnis 1 zu 65.

Es stellt sich die Frage, wie dieses hohe Budget und der gute Personalschlüssel finanziert werden. Ein entscheidender Faktor ist hierbei sicherlich die Spendenbereitschaft in den USA. Pro Jahr erhält Stanford mehr als eine Milliarde Dollar von Förderern. Gesammelt wird zu allen möglichen Anlässen und öffentliche Aufrufe wie „Wer spendet dieses Jahr am meisten?“ oder „Wer hat Lust, die neue Sporthalle zu finanzieren?“, wären bei uns wahrscheinlich undenkbar. Eine weitere wichtige Einnahmequelle sind zweifellos die Studiengebühren. Rund 35.000 Euro pro Jahr kostet ein Vollzeitstudium an der US-Elite-Uni. Allerdings müssen nur die Studierenden etwas bezahlen, deren Eltern mehr als 100.000 Dollar pro Jahr verdienen, alle anderen studieren kostenlos. Wenn die Eltern unter 60.000 Dollar verdienen, bekommt der Anwärter auch Kost und Logis umsonst. Verspricht ein Studium an einer renommierten Uni nun automatisch beruflichen Erfolg? Zumindest in den USA lässt sich diese Frage mit „Ja, sehr wahrscheinlich“ beantworten. Das zeigt sich sowohl qualitativ als auch quantitativ: So hat allein Stanford 22 Nobelpreisträger hervorgebracht, im Schnitt gründet jeder dritte Absolvent eines Jahrgangs eine Firma, und insgesamt wurden mehr als 40.000 Firmen von Stanford-Studierenden gegründet (u. a. Google, Nike, Yahoo, Hewlett-Packard, Ebay, Gap, Victoria’s Secret, WhatsApp und PayPal). Diese „Stanford-Unternehmen“ offerieren derzeit 5,4 Millionen Arbeitsplätze und erzielen einen jährlichen Umsatz von 2,4 Billionen Euro. Zum Vergleich: Ebenso hoch ist Frankreichs Bruttoinlandsprodukt. In Stanford ist das Grundstudium ohne Fächerwahl – die Uni möchte, dass die Studierenden zuerst herausfinden, was sie wirklich interessiert.

An dieser Stelle schreibt jeden Montag Prof. Ulrich Reinhardt von der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen