Hamburger Olympiastarter erinnern sich Sportschütze Christian Klees, 46, holte 1996 in Atlanta das erste Gold für Deutschland

Als Medaillenkandidat wurde ich vor den Spielen 1996 in Atlanta sicherlich nicht wahrgenommen. Das Finale wurde mir zwar zugetraut, doch mit mehr rechnete niemand. Nach meiner erfolgreichen Qualifikation begann ich mit einer intensiven Vorbereitung. 1995 ließ ich mich von meiner Anstellung in der Kreisverwaltung Ostholstein freistellen, testete monatelang verschiedene Ausrüstungen. Um mich auf das feuchtwarme Klima vorzubereiten, zog ich mich für das Training warm an und stellte Heizlüfter auf. So flog ich hoch motiviert in die USA.

Am fünften Tag der Spiele fand der Wettbewerb im Liegendschießen mit dem Kleinkaliber statt. Nur die acht besten Schützen nach 60 Schuss kamen ins Finale. Mir gelang als Einziger der Bestwert von 600 Punkten. Den Finaleinzug hatte ich mir durchaus zugetraut. Dass es dazu noch die maximale Ausbeute war, ist viel geiler. Es klappte einfach alles. Vor dem finalen Schießen habe ich mit Bundestrainer Claus-Dieter Roth gesprochen. Er war aufgeregter als ich. Nervosität kam bei mir aber nicht auf. Ich wusste, dass ich gut schießen kann und war mir sicher, dass ich das im Finale noch mal zeigen kann. Mit insgesamt 704,8 Punkten aus Vorkampf und Finale wurde ich dann nicht nur Olympiasieger, sondern stellte noch dazu einen Welt- und Olympiarekord auf. Es dauerte jedoch einige Zeit, bis ich den Sieg realisiert hatte. Schließlich holte ich die erste deutsche Goldmedaille in Atlanta. Die Medien stürzten sich auf mich – als Sportschütze ein ungewohntes Gefühl. Eine große Feier gab es am Abend jedoch nicht. Aufgrund der vielen Presseanfragen hatte ich dafür kaum Zeit. Außerdem hatte ich zwei Tage später auch noch den Dreistellungswettkampf vor mir. Hier war die Luft aber komplett raus. Das Schießen war katastrophal, zudem wurden wir in der Nacht zuvor wegen des Attentats im Olympiapark allesamt aus den Betten geholt. Ich belegte im Wettkampf nur Platz 37, nach der Goldmedaille war das aber nur nebensächlich. Danach konnte ich die Zeit im olympischen Dorf genießen: Ich sah mir Wettkämpfe an und feierte mit anderen Sportlern.

Bei der Rückkehr in meine Heimatstadt Eutin gab es einen großen Empfang. Da aber kurz zuvor bei einem Waffenhändler eine Pistole gestohlen wurde, begleiteten mich ständig zwei SEK-Beamte, außerdem trug ich eine schusssichere Weste. Es bestand aber zu keiner Zeit Gefahr. Die Qualifikation für die Spiele 2000 habe ich aufgrund einer Krankheit verpasst, 2001 beendete ich meine internationale Karriere. Heute bin ich Co-Trainer der SB Freiheit Osterode und arbeite wieder als Verwaltungsfachangestellter. Die Olympiabewerbung Hamburgs finde ich klasse. Als Sportfan gibt es nichts Besseres als Wettkämpfe in der Nähe.