Die Arbeiten kosten 6,5 Millionen Euro. Im Neubau entstehen Gemeinschaftsküchen, Spielflächen und moderne Zimmer

Wandsbek. Christine (Name geändert) ist Mitte 20 und hat so viel Unterdrückung und Gewalt zu Hause erlebt, dass sie irgendwann beschloss, ihren gewalttätigen Freund zu verlassen. Ihren dreijährigen Sohn nahm sie mit. Bis sie zu diesem Schritt bereit war, vergingen allerdings Jahre. Ihr Freund hatte sie eingesperrt, selbst ihr Kind hat sie allein zu Hause in der Badewanne zur Welt bringen müssen, weil sie zu keinem Frauenarzt, in keine Klinik durfte. Christine kommt aus dem Umland, in Wandsbek hat sie mit ihrem Sohn im zweiten Hamburger Frauenhaus Zuflucht gefunden. Ein Zuhause auf Zeit. Seit einem halben Jahr lebt die junge Frau dort mit mehreren Bewohnerinnen zusammen. Weil diese Zuflucht stark sanierungsbedürftig ist, hat die Bürgerschaft die dringend erforderliche Sanierung beschlossen. Vier Jahre lang haben die Planungen gedauert, auch weil Nachbarn Einwände hatten. Jetzt können das denkmalgeschützte Vorderhaus und das Hinterhaus saniert und ein Anbau an das Vorderhaus errichtet werden.

„Dass wir das in der Bürgerschaft beschlossen haben, ist absolut grandios“, sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) am Donnerstag. 6,5 Millionen Euro werden Sanierung und Neubau kosten, die Finanzierung übernehmen die Stadt und der Vermieter der Immobilie. Die Frauen bekommen mit dem Neubau des dreigeschossigen Anbaus unter anderem drei Gemeinschaftsküchen, moderne zwölf Quadratmeter große Zimmer und mehr Spielflächen für die Kinder der Frauen. 43 Betten stehen den Frauen dort zur Verfügung, momentan leben 28 Frauen mit elf Kindern in dem Frauenhaus. Zwei davon sind Rollstuhlfahrerinnen, die in den Zimmern mehr Platz brauchen. Daher ist das Haus zurzeit belegt. Mehr Betten entstehen durch den Neubau nicht. Architektin Ingrid Spengler hofft, dass Ende 2016 alles fertig ist.

Die Nachfrage ist meist höher als das Angebot: „Viele Frauen müssen abgewiesen werden“, sagt Sozialpädagogin Bettina Vollgraf. Die Plätze seien ständig belegt. Die fünf Frauenhäuser mit ihren 194 Plätzen waren im vergangenen Jahr zu 95 Prozent ausgelastet. Zum Schutz der Frauen sind die Standorte geheim. Renovierungsbedürftig sind alle Häuser. In den anderen Unterkünften sollen Fenster, Türen und Fußböden modernisiert werden.

Christine ist auf gutem Weg und sucht nun eine Wohnung in Hamburg. Zurück aufs Land möchte sie nicht, weil die Großstadt mehr Schutz und Anonymität bietet.