Hamburger Olympiastarter erinnern sich Schwimmerin Sandra Völker nahm viermal teil – und gewann 1996 drei Medaillen.

Die Olympischen Spiele in Seoul 1988 habe ich noch mit meiner Schwester Kirstin in Lübeck im Fernsehen verfolgt. Ich habe zu ihr gesagt: „Das nächste Mal bin ich dabei. Du wirst sehen!“ Ich wollte es nur ein einziges Mal schaffen, am Ende sind es vier Teilnahmen geworden, auf die ich sehr stolz bin. Am meisten in Erinnerung bleiben immer die ersten Spiele und die erfolgreichsten: also Barcelona 1992 und Atlanta 1996, wo ich meine Silbermedaille und meine zwei Bronzemedaillen gewonnen habe. Aber auch die Spiele in Sydney 2000 und Athen 2004 hatten trotz sportlicher Enttäuschungen ihre besonderen Geschichten.

In Barcelona 1992 habe ich noch nicht mit einer Medaille geliebäugelt. Aber ich wusste: Ich kann das A-Finale schaffen. Und dann wurde ich Neunte im Vorlauf und war total enttäuscht. Im B-Lauf habe ich sogar während des Schwimmens geweint! Mein erster Gedanke war: „Ich höre auf!“ Am Ende war das aber genau die richtige Motivation, um weiterzumachen. Ansonsten erinnere ich mich daran, dass ich im olympischen Dorf Boris Becker und Michael Stich kennengelernt habe – das war total cool!

Ich fand 1992 auch die Olympiaausrüstung klasse, zum Beispiel eine Herrenuhr von Omega, eine Kamera von Leica – alles limitiert mit Olympia-Emblem. In Atlanta gab es ganz viele Sponsoren-Geschenke. Unsere findigen Jungs im Team haben entdeckt, dass es von einer Fitnessriegel-Firma für jeden einen Skateroller mit eigenem Namen darauf gab. Meine Erinnerungen an Atlanta sind noch ziemlich lebendig. Ich teilte mir mit Antje Buschschulte ein Zimmer. Den Tag mit meiner Silbermedaille über 100 Meter Freistil habe ich zusammen mit Mark Warnecke erlebt, der kurz nach mir Bronze über 100 Meter Brust holte. Wir haben morgens zusammen gefrühstückt und einen halben Toast heruntergewürgt – wir waren so aufgeregt!

Der Oberkracher ist, wenn man im Finale einläuft. Das ist unbeschreiblich. Es waren auch zwei US-Girls im Finale, und Amerika ist ja total schwimmsportverrückt. Auf der Tribüne haben meine Schwester Kirstin und mein damaliger Freund und Trainer Dirk Lange, der vom deutschen Verband aus nicht offiziell akkreditiert werden durfte, mitgefiebert. Dieses Silber war definitiv mein schönster Karrieremoment – zusammen mit meinem Weltrekord über 50 Meter Rücken in Monaco 1999, den ich vorher selbst angekündigt hatte.

Nach der Silbermedaille kam ich in Atlanta aus dem Grinsen nicht mehr heraus, ich schwamm im Automodus und gewann dann noch Bronze über 50 Meter Freistil und in der Freistilstaffel. Die drei Medaillen musste ich im Zuge meiner Privatinsolvenz versteigern. Aber der Mann, der das Silber ersteigert hat, hat mir gesagt, dass ich es für denselben Preis zurückkaufen kann. Das würde ich irgendwann gerne machen.

Sydney 2000 stand dann unter keinem guten Stern. Vorher hatte ich meine Asthmadiagnose bekommen, und während der Spiele war für das komplette deutsche Schwimmteam der Wurm drin. Alle haben sich gezofft, sogar die Männer, die sonst besonnener sind. Ein Debakel war unsere 4x100m-Kraul-Staffel, wir diskutierten drei Wochen über jede Position, es herrschte Zickenalarm. Wir haben Gold einfach verschenkt!

In Athen entschied ich bewusst, nur die 50 Meter Kraul zu schwimmen, aber ich habe meine Leistung überhaupt nicht ins Becken gebracht. Dafür konnte ich erstmals bei einer Eröffnungsfeier mit einmarschieren. Das war zum Abschluss meiner olympischen Karriere ein wunderschönes Erlebnis.