Artem Harutyunyan steht im Finale der Aiba-Profiserie. Sieg bedeutet Olympiaqualifikation

Hamburg. 28 Grad minus werden ihn erwarten, wenn er am Donnerstagmorgen in Nowosibirsk aus dem Flugzeug steigt. Doch Artem Harutyunyan ist so heiß auf das, was ihn in Westsibirien erwartet, dass ihn die Kälte nicht schocken kann. Am Sonnabend, voraussichtlich gegen 18.30 Uhr Ortszeit und damit 12.30 Uhr deutscher Zeit, tritt der 25 Jahre alte Hamburger in der 1,4-Millionen-Einwohner-Stadt zum Finale der neu geschaffenen Profiserie des olympischen Boxsport-Weltverbands Aiba gegen Armen Zakarjan an. Besiegt er den Lokalmatador, dann wäre er nicht nur der erste Aiba-Profiweltmeister in der Klasse bis 64 kg (Halbweltergewicht). Als besondere Belohnung steht auch die direkte Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro auf dem Spiel.

Harutyunyan wäre der erste Hamburger Athlet, der das Ticket für Brasilien in der Tasche hätte. Denn auch wenn er seit 2010 gemeinsam mit Bruder Robert, 26, am Olympiastützpunkt in Schwerin lebt und trainiert, startet er noch immer für den Hamburger Verein TH Eilbeck. „Natürlich wäre es ein Traum, sich jetzt schon sicher für die Spiele in Rio zu qualifizieren“, sagt der gebürtige Armenier, der 1991 mit seiner Familie nach Hamburg kam. Während Bruder Robert, der im Leichtgewicht kämpft, nicht in der Aiba-Profiserie startet und sich deshalb auf internationalen Amateurturnieren qualifizieren muss, hätte Artem im Falle einer Niederlage auch in der nächsten Saison noch die Chance, sich nach Rio durchzuschlagen. Doch darüber will er derzeit natürlich nicht nachdenken.

„Artem ist absolut konzentriert und auf sein Ziel fokussiert“, sagt Trainer Michael Timm, einst Chefcoach im Hamburger Profistall Universum und heute leitender Trainer in Schwerin. Neben Timm wird am Sonnabend der neue Bundestrainer Harry Kappell in der Ecke stehen. Im Publikum sitzt neben Manager Raiko Morales auch der frühere Leichtgewichtsweltmeister Artur Grigorian, dessen Reise der Hamburger Amateurbox-Verband (HABV) unterstützt. „Artur soll uns als Dolmetscher helfen, außerdem ist er in Russland sehr bekannt“, sagt Morales. Man wolle sich dadurch gegen ein mögliches Gefälligkeitsurteil absichern. Zwar hatte sich Zakarjan in dieser Saison in der Achterstaffel als bester Boxer hervorgetan und das erste Duell mit Harutyunyan auch knapp, aber verdient nach Punkten gewonnen. „Aber Artem weiß jetzt, wie er ihn packen kann, deshalb hoffen wir auf neutrale Kampfrichter“, sagt Timm. Artem Harutyunyan brennt. Auf Revanche, und auf Rio. Ganz egal, wie kalt es in Sibirien sein mag.