Hamburger Olympiastarter erinnern sich HSV-Handballer Torsten Jansen gewann 2004 Silber, 2008 schied das Team früh aus

Eines ist klar: Die Silbermedaille von den Olympischen Spielen 2004 in Athen gehört zu den wichtigsten Trophäen meiner Handballkarriere – auch wenn ich bei der unglücklichen 24:26-Niederlage im Finale gegen Kroatien gar nicht auf dem Feld stand. Immerhin hatte ich schon vorher in zwei oder drei Partien meinen Beitrag zum Gesamterfolg geleistet. Und als es im extrem engen Viertelfinale gegen Spanien nach zweimaliger Verlängerung zum Sieben-Meter-Werfen kam, habe ich quasi kalt von der Bank kommend getroffen. Es war das erste Tor bei dieser Penalty-Entscheidung. Zuvor hatten es sowohl die spanischen Schützen wie auch unsere nicht geschafft. Also ein psychologisch vorentscheidender Augenblick.

Kann sein, dass ich in den Wurf ein bisschen von meinem Frust über den Bankplatz legte, sodass der Ball dadurch noch ein bisschen härter kam als üblich. Dabei gelte ich sowieso als ziemlich sicherer Strafwurfschütze und habe damals auch nicht gezögert, als Bundestrainer Heiner Brand in die Runde fragte, wer sich freiwillig melden würde. Allzu viele Hände gingen da nach meiner Erinnerung nicht hoch.

An die Teilnahme 2008 in China denke ich daher gern zurück, weil während meiner olympischen Abwesenheit meine zweite Tochter in Hamburg zur Welt kam. Exakt geschah es einen Tag vor unserem Rückflug, was dazu führte, dass mich Mutter und Neugeborenes fit und gesund am Flughafen abholen konnten. Obwohl das eine mit dem anderen streng genommen nichts zu tun hat, stand diese Szene in einem erfreulichen Gegensatz zum Turnier in Peking.

Dort lief es für uns ziemlich bescheiden. Unsere Vorrundengruppe war sehr ausgeglichen, alle Teams siegten und vergeigten im Wechsel. Am Ende hatten wir zwei Siege, zwei Niederlagen und ein Remis auf der Uhr und schieden punktgleich Russland durch das schlechtere Torverhältnis aus.

Konkret erinnern kann ich mich an das Spiel gegen Ägypten, weil es zu unchristlicher Zeit, morgens um neun Uhr, stattfand. So gegen fünf mussten wir also aus den Betten, frühstücken und dafür sorgen, dass der Kreislauf einigermaßen in Schwung kam. Zum Glück schlugen wir die Ägypter mit 25:23 und hatten dann praktisch zwei Tage frei, um Peking zu erkunden. Dominik Klein vom THW Kiel hatte eine Freundin, die dort arbeitete und uns die Stadt zeigte. Insgesamt fand ich Peking beklemmend, abgesehen davon, dass es den ganzen Tag regnete. Obwohl während Olympia nur jeweils die Hälfte der Automobile bewegt werden durften, herrschte ein höllischer Verkehr. Bis heute frage ich mich, wie es in Peking aussehen mag, wenn alle fahren dürfen.

Die Erinnerungen an die Spiele von Athen sind eindeutig die schöneren. Das Wetter war angenehm, das Klima mediterran. In Peking war’s nur heiß und feucht. Das Leben im olympischen Dorf hat mir aber da wie dort gefallen. Wenn in der Mensa Michael Phelps unter Kopfhörern am Nebentisch sitzt und die gleiche Pizza isst wie man selbst, wenn in der Schlange vor der Wäscherei die US-Sprinterin Allyson Felix mit ihrem Wäschesack vor einem steht, oder wenn der zweimalige Olympiasieger im Diskuswerfen, der Litauer Virgilijus Alekna, neben dir im Kraftraum ächzt, wenn also solche Superstars den Alltag vorübergehend mit dir teilen – das hat schon was.