Hamburger Illustrations-Studenten der HAW stellen aus Solidarität ihre Bilder in Paris aus

Uhlenhorst. Sie zeichnen gern und so gut, dass sie damit ihr Geld verdienen wollen. Kurz nach den Anschlägen in Paris haben die jungen Männer und Frauen, die an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Illustration studieren, zum Stift gegriffen und gezeichnet oder sich an ihre Computer gesetzt, um das Geschehene zu kommentieren und sich solidarisch mit den ermordeten Zeichnern der französischen Satirezeitung „Charlie Hebdo“ zu zeigen.

„Wir denken, wir sind frei, aber dann müssen wir doch genau überlegen, was wir sagen dürfen und was nicht. Sind wir weiterhin mutig, unsere Meinung zu sagen?“, fragt sich Sanna Wandtke. Ihre Illustration, entstanden am Computer mit Photoshop, zeigt einen Bleistift, der sein Scheinwerferlicht richtet auf Münder, die geschlossen sind, die nicht reden können oder dürfen. Presse- und Meinungsfreiheit, „Charlie Hebdo“ und Toleranz sind die Themen des Seminars von Sannas Professor Bernd Mölck-Tassel. Es geht nicht darum, die Stimmung anzuheizen, sondern um eine künstlerische Stellungnahme. „Ich bin nicht Charlie“, sagt Mölck-Tassel, „aber ich bin schockiert, wütend, entsetzt und traurig.“ Seine Frau Valérie war gerade bei ihren Eltern in Frankreich. „Das Land ist im Ausnahmezustand. Die Gesellschaft ist bis in ihre Tiefe verstört.“ Mit seiner französischen Kollegin von der Hochschule Caen/Cherburg hat er diese Solidaritätsaktion mit seinen Studenten begonnen. Ihre Arbeiten werden in der Pariser Galerie „Maison Heinrich-Heine“ ausgestellt.

Auch das Werk von Caspar David Engstfeld wird dort zu sehen sein. „Meine Mutter: Französin. Mein Bruder: Muslim. Der andere: bei der Polizei. Mein Onkel: Journalist“, schreibt der 27-Jährige. Auf seiner Zeichnung ist er als Comicfigur zu sehen, die sagt: „Also, was soll ich euch erklären?“ Mit dieser Arbeit schildert er, wie sehr ihn das Attentat durcheinandergebracht hat. „Der Kern ist doch: Auch mein Bruder ist zum Islam konvertiert, ich habe einen französischen Pass, bin in Deutschland aufgewachsen. Mein Bruder verurteilt die Anschläge und ist sehr traurig darüber, was das mit seiner Religion zu tun haben soll.“