Eine Glosse von Norman Raap

Sicher ist nur, dass nichts sicher ist, und noch nicht mal das ist sicher, zitiert Moritz Bleibtreu in „Soulkitchen“ den Dichter Joachim Ringelnatz (1883–1934). Dabei gibt es immer wieder Momente, die so sicher sind wie das Amen in der Kirche und die Frage der Kassiererin nach der Payback-Karte. Komme, was da wolle.

Nur mal angenommen, es würde Winter. Ganz plötzlich. Total überraschend und unerwartet. Es friert und schneit tagelang. Jede Wette, dass dann Folgendes passiert: Als Erstes würde der Sprecher der Hamburger Umweltbehörde gebetsmühlenartig über „20 Zentimeter blasenfreies Kerneis“ sprechen, die nötig seien, um die Alster freizugeben. Gleichzeitig stellt die Deutsche Bahn erstaunt fest, dass ihre Schienen und Schienenfahrzeuge für kalte Winter ungeeignet sind. Und die ARD sendet nach der „Tagesschau“ einen „Brennpunkt“. Thema: „Winterwetter im Winter.“

Apropos Fernsehen. Wenn einen der heimische Festplattenrekorder bei der ultimativ letzten „Wetten, dass..?“-Folge allen Ernstes fragt, ob man eine Serienaufnahme programmieren möchte, ist das dann noch Automatismus oder schon Vorsehung?

Manchmal macht Technik aber auch Angst: Beispielsweise wenn die Fluggesellschaft sich per E-Mail überschwänglich für die Treue im vergangenen Jahr bedankt, obwohl man 2014 gar nicht mit ihr geflogen ist. Da hilft nur noch beten, dass im Flugbetrieb mehr Sorgfalt als am Boden geübt wird. Oder, um es mit dem Theologen Friedrich Schleiermacher (1768–1834) zu sagen: Man kann nicht jeden Tag etwas Großes tun, aber gewiss etwas Gutes. So viel ist sicher.