Angeklagter hatte bei seiner Festnahme das Verbrechen an der Seniorin bestritten

Neustadt. Qualvoll erstickte die alte Frau, geknebelt und gefesselt, unfähig, sich zu bewegen, hilflos. Doch die Verbrecher, die der 84-Jährigen dieses Martyrium zugefügt haben, interessierten deren Qualen offenbar wenig: Sie durchstöberten ausgiebig die Wohnung der Seniorin und rafften alles zusammen, was wertvoll erschien: Geld, Gold, Silber.

Jetzt hat vor dem Schwurgericht der Prozess gegen den Mann begonnen, der angeklagt ist, an den Verbrechen an Edith D. beteiligt gewesen zu sein. Mord aus Habgier und zur Verdeckung einer Straftat sowie Raub mit Todesfolge wird Miroslaw D. in dem Verfahren unter anderem vorgeworfen. Der 39-Jährige wird beschuldigt, sich am 20. Juni dieses Jahres gemeinsam mit einem Mittäter Zugang zu der Wohnung des Opfers verschafft zu haben. Dann stopften die Männer laut Anklage der alten Frau einen Knebel aus Stoff in den Mund, sodass sie keine Luft mehr bekam, fesselten sie mit einem Schal an einen Stuhl und ließen sie ersticken. In der Wohnung fanden sie Goldschmuck im Wert von mindestens 10.000 Euro, Bargeld und ein Silberbesteck. Neben den Wertsachen erbeuteten sie eine EC-Karte, mit der vom Konto der Toten 1560 Euro abgehoben wurden. In den nächsten Tagen versuchte eine Täterin fast im Minutentakt, weitere Summen bei Banken zu erbeuten, wie aus Bildern von Überwachungskameras hervorgeht. Doch es fehlte die PIN-Nummer.

„Ich erinnere mich nicht, irgendeine Frau getötet zu haben“

Starr sitzt der blasse Angeklagte da im Prozess, das kantige Gesicht nahezu unbeweglich. Er sei zwar zusammen mit einem anderen Mann in der Wohnung des Opfers gewesen, erklärt seine Verteidigerin für ihn, und habe die Räume nach Wertsachen durchsucht. Doch weil er mit Gewalttaten an der Frau nichts zu tun haben wollte, sei er dann gegangen. Da habe die Seniorin noch gelebt. Weitere Angaben sollen erst später erfolgen, weil gerade in den letzten beiden Tagen vor Prozessbeginn zwei mutmaßliche Mittäter verhaftet worden seien und dementsprechend die Ermittlungen noch liefen.

Nach seiner Festnahme hatte Miroslaw D. das Verbrechen bestritten. „Ich erinnere mich nicht daran, irgendeine Frau getötet zu haben“, sagte er damals vor dem Haftrichter. Wenn er das getan hätte, müsse er sich doch erinnern können. Er sei an jenem Tag betrunken gewesen, wie so oft. Wie seine Spuren auf den Balkon der Wohnung des Opfers kamen, könne er sich nicht erklären. „Ich habe niemandem etwas weggenommen“, beteuerte der Mann, der nach eigenen Angaben vor seiner Festnahme in Hamburg fünf Monate obdachlos war, stundenweise gearbeitet und sich ansonsten die Zeit mit dem Konsum von Alkohol vertrieben hat.

In seiner Heimat Polen habe er schon fast 20 Jahre im Gefängnis gesessen, so Miroslaw D. Verurteilt worden sei er wegen Einbrüchen in Kioske, wegen Diebstählen und Körperverletzung. „Aber ich wurde noch nie wegen Totschlags verurteilt.“ Der Prozess wird fortgesetzt.