Harburg. 107.752 Klicks auf YouTube für einen Schulchor. Leiter Peter Schuldt setzt sich an den Flügel, schlägt ein paar Töne an. Hendrik, 17, Paul, 17, Maite, 16, Fabiola, 16, und etwa 100 weitere Schüler heben die Stimme, durchfluten die Aula mit ihrem Gesang. Seit 15 Jahren zieht der Schulchor Gospel-Train mit den inzwischen mehr als 130 Sängern die Zuhörer in seinen Bann, weil es hier um mehr geht als um guten Gesang. Es geht um Lebensfreude, um Emotionen, um Gemeinschaft.

Der Jugendchor der Jahrgänge 7 bis 13 an der Goethe-Schule Harburg ist zu einem wichtigen Botschafter der Stadt geworden. Im vergangenen Jahr standen die Schüler bei der Eröffnung der Internationalen Bauausstellung, beim Kirchentag, in der O2-World, bei Unicef und der 150-Jahr-Feier des DRK auf der Bühne. Sie schüttelten Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) die Hand ebenso wie Bundespräsident Joachim Gauck. Viele wählen gezielt die Stadtteilschule, um an eben diesem Chor teilnehmen zu dürfen. Die Schüler, oft aus bildungsfernen Familien, lernen nicht nur ihre Stimme zu verbessern. Sie schulen ihr Selbstvertrauen, lernen Teamarbeit, anderen den Vortritt zu lassen oder auch mal im Mittelpunkt zu stehen. Sie übernehmen Verantwortung, indem sie Jüngere unterrichten. Viele von ihnen bleiben Gospel-Train auch nach dem Schulabschluss treu. Whitney Akowuah zum Beispiel. Die Studentin der Politikwissenschaften ist 24 Jahre alt und noch immer Mitglied des Chors. Als sie vor ein paar Jahren mit ihrer Stimme einen Gesangswettbewerb im Radio gewann, baute sie von dem Geld ein Kinderheim in ihrer Heimat Ghana.

Durchschnittlich 30 Konzerte bestreitet der Chor im Jahr. Und die Sänger haben CDs mit Liedern herausgebracht. Sie handeln unter anderem von Mitmenschlichkeit und respektvollem Umgang. Und damit von der Idee, die dem Chor selbst zugrunde liegt.