Die Sanierung der Deichtorhallen kostet deutlich mehr als geplant – und dauert länger

Hamburg. Allen Bemühungen um „kostenstabiles Bauen“ und „gutes Regieren“ zum Trotz: Wieder einmal wird ein Hamburger Großprojekt deutlich teurer und zugleich später fertig als geplant. Diesmal geht es um die Sanierung der Deichtorhallen. Für die dringend notwendigen Reparaturen an der maroden Nordhalle des Ausstellungsgeländes waren 2012 insgesamt 13 Millionen Euro veranschlagt worden. Mittlerweile belaufen sich die Gesamtkosten auf etwas mehr als 16 Millionen Euro – und statt wie geplant im Oktober 2014 soll die Sanierung nun erst am 28.Februar 2015 abgeschlossen werden. Bereits im Januar 2014 war die ursprüngliche Summe um 1,05 Millionen Euro aufgestockt worden. Nun wird die Sanierung erneut um 1,98 Millionen Euro teurer. Das geht aus dem aktuellen Haushaltsplan der Kulturbehörde hervor.

„Sowohl die terminliche als auch die finanzielle Lage des Projekts haben sich im Laufe des Jahres 2014 deutlich verschlechtert“, heißt es in der entsprechenden Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft. „Diese negative Entwicklung ist hauptsächlich auf unerwartete Sanierungserfordernisse am 100 Jahre alten Bestand zurückzuführen.“

Als Beispiele nennt der Senat „durchgerostete Stahlstützen der Fassadenkonstruktionen, mangelhafte Tragfähigkeit der Kellerdecke, lose Fassadenelemente, gebrochene Grundleitungen, gebrochene Verbindungen der Kupfereindeckung auf dem Hauptdach“ und „weitere nicht vorhersehbare Bestandsproblematiken“. Die „zusätzlichen Sanierungserfordernisse“ hätten sich „erst im Rahmen der Bauausführung ergeben“ und seien „in diesem Umfang nicht vorhersehbar gewesen“. Sehr deutlich räumt der Senat jedoch ein, dass die zu Beginn „durchgeführten Bestandsuntersuchungen“ nicht ausreichend gewesen seien. Auch die zeitlichen Verzögerungen bei der Sanierung begründet der Senat mit unerwartet nötigen weiteren Baumaßnahmen.

Allerdings könnte bei den Verzögerungen auch ein weiterer Aspekt eine Rolle gespielt haben. So hat die Stadt im Laufe des Jahres zum Teil Handwerkerrechnungen mit größerer Verspätung beglichen, was dazu führte, dass Gewerke sich zunächst weigerten, weiter an der Sanierung mitzuwirken. In der Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Haushaltspolitikers Roland Heintze räumt der Senat ein: „Der Rechnungshof hatte in seinem Jahresbericht 2014 für Zuwendungsbauten eine umfangreichere Nachweisführung bei Mittelabforderungen gefordert. Zur Mittelabforderung Mai/Juni 2014 wurde daher ein entsprechendes, aufwendigeres Prüfverfahren mit erhöhter Nachweisführung erarbeitet und erstmals angewendet. Bei der Umstellung haben sich einmalig Verzögerungen in der Mittelbereitstellung ergeben. Dadurch konnten Ende Mai und im Juni 2014 einzelne Rechnungen nicht sofort durch die Realisierungsträgerin beglichen werden.“

Nach Informationen von CDU-Politiker Heintze hatte dies dazu geführt, dass es auf der Baustelle deutlich langsamer voranging, weil etwa ein Gerüstbauer sich weigerte, ohne Bezahlung weiterzuarbeiten. Er habe daher seine Gerüste gesperrt, ohne die aber viele Arbeiten nicht mehr ausführbar gewesen seien. Die Probleme hätten daher auch mit der schlechten Zahlungsmoral des Senats zu tun.

Die Kulturbehörde wies diese Darstellung am Mittwoch zurück. „Der in der Senatsantwort erwähnte Zahlungsverzug hat keine relevanten Auswirkungen auf den Fertigstellungstermin gehabt“, sagte ihr Sprecher Enno Isermann. „Nur ein Maler mit einem Auftragsvolumen von knapp 7000 Euro hat die Arbeiten für zehn Tage eingestellt und ist dann nach Begleichen der Rechnung wieder auf die Baustelle zurückgekehrt“, so Isermann. „Auf diesen Fall hat die Bauleitung durch Umstellung der Bauabläufe reagiert.“

Die CDU lastet die erneute Kostenerhöhung bei einem Großprojekt vor allem dem Finanzsenator an. „Die Pannenserie der Finanzbehörde geht weiter“, sagte Haushaltspolitiker Heintze. „Alter Elbtunnel, CCH und nun auch noch Nordhalle der Deichtorhallen. Während er sich für die Sanierung noch groß feiern ließ, hat SPD-Finanzsenator Peter Tschentscher auch dieses Projekt nicht mehr im Griff. Wer groß ‚gutes Regieren‘ ankündigt, muss sich auch am Ergebnis messen lassen. Hier hat der Senat versagt.“

Verantwortlich für die Sanierung der Deichtorhallen ist die städtische Projekt-Realisierungsgesellschaft (ReGe), die die meisten Großprojekte im Auftrag der Stadt umsetzt, so etwa auch den Bau der Elbphilharmonie oder die Sanierung des CCH am Dammtor. Neben der Nordhalle gilt auch die Südhalle der Deichtorhallen als dringend sanierungsbedürftig. Im aktuellen Haushaltsplan sind zunächst 150.000 Euro für „Unterhaltungsmaßnahmen an der Südhalle“ vorgesehen.

Verzögerte Rechnungszahlungen der Stadt hatten erst kürzlich für Diskussionen gesorgt. Die Hansestadt Hamburg hatte im vergangenen Jahr etwa 116.000 Forderungen erst mit einem zeitlichen Verzug von 30 Tagen oder mehr nach Rechnungseingang beglichen. Das entsprach rund neun Prozent der an die Stadt gestellten 1,3 Millionen Rechnungen.