Der Flughafen will den Lärmzuschlag in der Nacht erhöhen. Der Anwohner-Initiative geht das nicht weit genug

Hamburg. Verspätete Landungen von Verkehrsmaschinen sollen ab 2015 teurer werden. Der Flughafen Hamburg hat einen entsprechenden Antrag bei der zuständigen Wirtschaftsbehörde gestellt. Demnach erhöht sich für Fluggesellschaften von 2015 an für die beiden höchsten Lärmklassen mit den lautesten Flugzeugen das Landeentgelt um bis zu 45 Prozent.

Der Lärmzuschlag für die mittleren Lärmklassen soll um bis zu 13 Prozent angehoben werden. Auch die Zuschläge für Starts und Landungen in den Tagesrand- und Nachtzeiten sollen erhöht werden. In der Zeit von 22 bis 22.59 Uhr steigt der Zuschlag von 100 auf zukünftig 150 Prozent. Und in der Zeit nach 23Uhr ist eine Steigerung von derzeit 200 auf dann 300 Prozent vorgesehen.

Zum Hintergrund: Der reguläre Flugbetrieb in Hamburg findet zwischen 6 und 24 Uhr statt. Die Fluggesellschaften dürfen ihre Starts und ihre Landungen aber nur bis 23 Uhr einplanen.

Gerade bei den verspäteten Flügen ist die Zahl der Beschwerden gestiegen. 2013 wurden 628 gezählt. Das sind doppelt so viele wie noch im Jahr zuvor. Nach der nun vorliegenden Planung müssten Fluggesellschaften ein erhöhtes Landeentgelt schon ab 22 Uhr bezahlen. Die Zahl der Verspätungen ist laut Flughafen in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. 2007 sei demnach der Spitzenwert von 1200 Verspätungen gezählt worden. Die Zahl verringerte sich auf 420 im vergangenen Jahr. In diesem Jahr wurden bislang aber schon 455 registriert. „Das lag an mehreren Unwettern im Süden Deutschlands sowie an einem Pilotenstreik in Frankreich“, sagte Flughafensprecher Matthias Quaritsch.

Laut der Bürgerinitiative Walddörfer Alstertal (BAW), die gegen die Fluglärmbelastung kämpft, ist die Erhöhung für die Fluglinien finanziell verschmerzbar. Nach deren Rechnung würde ein mit 250 Plätzen besetzter verspäteter Condor-Flug heute etwa 1340 Euro Zuschlag zahlen. Ab dem kommenden Jahr entsprechend mehr. „Der wirtschaftliche Nachteil ist marginal“, sagt Martin Mosel, Sprecher der Initiative. Deshalb sei die nun in die Wege geleitete Maßnahme nicht ausreichend. „Wir fordern eine Gewinnabschöpfung bei den Fluglinien.“

Der Lärmzuschlag ist einer von zehn Punkten, die SPD, CDU, Grüne und FDP in einem gemeinsamen Antrag im Umweltausschuss beschlossen haben, um den Fluglärm in Hamburg zu verringern. SPD-Fraktionschef Andreas Dressel, der den interfraktionellen Zehn-Punkte-Plan der Bürgerschaft gegen Fluglärm mitinitiiert hat, ist zufrieden mit der Erhöhung des Lärmzuschlags. „Mehr Anreize für weniger Lärm. Damit wird ein wichtiger Punkt unserer interfraktionellen Initiative aufgegriffen. Auch wenn das noch nicht alle Fluglärmprobleme löst, ist es ein erkennbarer Fortschritt, von dem alle Fluglärmbetroffenen in der ganzen Stadt etwas haben.“ Er erklärte, dass alle zehn Punkte wichtig seien und sprach sich dafür aus, möglichst interfraktionell für Verbesserungen arbeiten. Dressel schlug einen jährlichen Fortschrittsbericht für die Bürgerschaft vor.

Weniger euphorisch dagegen äußerte sich der grüne Wirtschaftspolitiker Anjes Tjarks. Zwar begrüßt er die Entgelterhöhung. „Gleichzeitig ist das aber nicht der zentrale Punkt des bürgerschaftlichen Ersuchens.“ Dieser sei vielmehr die Länge der Landeanflüge. So hatte sich die Lärmschutzkommission, wie berichtet, für verkürzte Anflüge entschieden. Nach Meinung der BAW hat das aber eine höhere Lärmbelastung zur Folge. Tjarks kritisierte, dass es keinen Probebetrieb gab, bevor diese Entscheidung getroffen wurde.