Eine Glosse von Alexander Schuller

Die beiden unumstößlichen Prinzipien des „Hammer Rats der Weisen“, unserem Freundeskreis fußballaffiner Stadtteilaktivisten (dem auch mein guter Bekannter Paul – Sie wissen schon – angehört), lauten, dass zwischen zwei Bierchen gern auch ein drittes passt und dass wir vor Auswärtsspielen unseres Vereins immer per Münzwurf entscheiden, wer alkoholfrei bleiben muss, um die anderen Ratsmitglieder zurück nach Hause zu fahren.

Wer Paul inzwischen kennt, dem dürfte sofort klar sein, dass ihn dieses harte Los in etwa 90 Prozent der Fälle trifft. Doch am Sonntag meinte es das Schicksal gnädig mit ihm, als wir in Schwarzenbek den knappen Auswärtssieg von Hamm United bejubeln durften, wobei Paul es vorzog, die vielen vergangenen abstinenten Wochenenden auf einen Schlag zu kompensieren. Er wachte ebenso schlagartig auf, als wir von der Polizei an der Eiffestraße angehalten wurden, vollkommen grundlos natürlich. Obwohl das Wageninnere dank Paul wie eine Brauerei roch, zeigte der Promillemesser bei unserem Fahrer Günther 0,0 Promille, und auch Pauls Fahrzeugpapiere waren in Ordnung.

Paul kriegte sich daraufhin nicht mehr ein. Er fiel aus der Beifahrertür, rappelte sich auf, zeigte den Beamten eine lange Nase, begann ein Freudentänzchen und überschüttete sie mit Häme und Spott. „Mensch, Wachtmeister, du hast ja Schnee auf der Mütze!“, war so in etwa das Harmloseste, was Paul krakeelte. Wir hatten erhebliche Mühe, unseren Freund zurück ins Auto zu bugsieren. Die beiden Polizisten fanden seinen Auftritt übrigens nicht besonders komisch.

Wie humorlos sie tatsächlich waren, erfuhr Paul am Montagmorgen um sechs, als er ausgeruht in seinen Wagen stieg, den Motor anließ, losfuhr – und sich nach 50 Metern von drei Streifenwagen umzingelt sah. Zwei der Polizisten kamen ihm irgendwie bekannt vor. Der Rest ist schnell erzählt: Pauls Lappen ist jetzt erst mal weg. Aber ihn regt vor allem eins auf – dieses triumphale Grinsen der beiden Beamten, als im Display des Promillemessers die 0,8 aufleuchtete.