Ein originalgetreues Modell des 1953 aufgegebenen Betriebszweigs tauchte jetzt im Internet auf.

Stellingen. Es ist nur ein kleiner Baustein im umfangreichen Archiv des Tierparks, aber für Senior-Chef Claus Hagenbeck ein besonders kostbarer. Denn aus seiner Zirkusvergangenheit sei dem Stellinger Traditionsunternehmen nur ein Reisewagen als Ausstellungsstück geblieben. „Der Rest wurde in alle Winde verstreut“, sagt Hagenbeck. Deshalb habe er nun nicht lange gezögert, als ein Nachbau des gesamten Circus Hagenbeck, wie es ihn bis 1953 gegeben hat, bei einem Online-Auktionshaus zum Verkauf stand. Das Modell im Maßstab 1:25 ist inzwischen in Hamburg angekommen. „Ein tolles Erinnerungsstück“, schwärmt Claus Hagenbeck. 1953 habe er selbst noch in einem der Zirkuswagen übernachtet.

Bereits im Jahr 1887 hatte Tierparkgründer Carl Hagenbeck einen Zirkus ins Leben gerufen. Allerdings erreichte erst der zweite, 1916 gegründete Betrieb den Erfolgsstatus, der ihn weltweit berühmt machte. Ein Relikt dieser Zeit ist die Dressurhalle auf dem Parkgelände. Aber sonst blieb nicht viel übrig, als Hagenbecks 1953 ihren kompletten Zirkus zum Verkauf anboten.

Das nun erworbene Modell habe deshalb großen nostalgischen Wert. Auch, weil es authentisch sei. Angefertigt hat den Nachbau der Niederländer und ehemalige Angestellte Piet Verhulst in den 60er-Jahren. „Angeblich hat er zehn Jahre dafür gebraucht“, sagt Historiker und Hagenbeck-Archivar Klaus Gille. Danach fristete der Nachbau mit seinen 30 fein gearbeiteten Holzwagen, etlichen Tieren und den vier, unter Spannung stehenden Zelten ein Dasein in einem niederländischen Spielzeugmuseum. Nun sei die Zeit für den Ankauf reif gewesen, auch wenn sich die Verhandlungen zogen.

„Das Modell spiegelt die Blütezeit der Zirkusindustrie“, sagt Gille. In den 20er- und 30er-Jahren wurden die größten Erfolge des Circus Carl Hagenbeck gefeiert. Ehrensache, dass dieser Teil der Geschichte nun wieder einen Platz am Firmensitz in Stellingen bekomme. „Ob und wo wir das Modell der Öffentlichkeit präsentieren, steht aber noch nicht fest“, sagt Claus Hagenbeck. Für die etwa 2,5 mal 4 Meter große Grundplatte müsse genügend Raum vorhanden sein. Deshalb soll das hauseigene Miniaturwunderland – die Kosten blieben offen – zunächst trocken und sicher eingelagert werden.