Universität lehnte Anfrage einer Stiftung nach einem Saal für eine Lesung ab

Harburg. Mitten in die aufgeheizte Stimmung zwischen Kurden und Salafisten in Hamburg platzte die Nachricht, die Technische Universität Harburg (TUHH) habe eine für den heutigen Sonnabend geplante Lesung des deutsch-ägyptischen Autors Hamed Abdel-Samad überraschend abgesagt. Der Autor, dessen Buch „Der Islamische Faschismus – Eine Analyse“ (München 2014, 18,99 Euro) sich seit fast 30 Wochen auf der Sachbuchbestsellerliste des „Spiegels“ hält, war von der Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) eingeladen worden, der „Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung“.

Abdel-Samad äußerte sich zu der Absage zunächst auf seiner Facebook-Seite: „In Dortmund hat eine Stelle im Rathaus versucht, meinen Vortrag in der Stadt am letzten Dienstag zu verhindern, daraufhin hat uns die Auslandsgesellschaft den Raum kurzfristig abgesagt. Auch die Technische Universität Hamburg Harburg hat einen Rückzieher gemacht und sagte uns den Saal ab.“ Dem Abendblatt sagte der Autor: „Eine Universität sollte ein Ort des kritischen Denkens sein. Aber diese Absage ist Appeasement-Politik oder vorauseilender Gehorsam. Wenn man sich von radikalen Muslimen in dieser Form einschüchtern lässt, hat man bereits verloren.“

Abdel-Samads Anhänger äußerten in den sozialen Netzwerken ihren Verdacht, der Präsident der TUUH, Garabed Antranikian, habe sich von der radikalen Muslimenszene, die ja in Nachbarschaft der Universität als besonders aktiv gilt, kurzfristig einschüchtern lassen. Die Universität weist diese Vorwürfe zurück. „Es besteht an der TUHH zwischen vielen Weltanschauungen und Ethnien (...) tatsächlich ein Klima, das uns in unseren Kernaufgaben und Kernkompetenzen bestärkt, nämlich Technik für die Menschen weltweit zu entwickeln“, sagte Rüdiger Bendlin, Sprecher der Universität. Darüber hinaus habe weder jemals eine Zusage bestanden, noch sei die Absage kurzfristig erfolgt. „Am 23. August erhielt das Präsidium der TUHH eine Raumanfrage der Giordano-Bruno-Stiftung, die es zwei Tage später durch den Dekan ablehnte. Solchen Anfragen steht die TUHH für gewöhnlich sehr offen gegenüber. Dafür, dass (...) die TUHH Abstand nimmt von einer Lesung mit Diskussion, die nicht unserer technisch-wissenschaftlichen Expertise entspricht, bitten wir jedoch um Verständnis“, sagte Bendlin.

Auf Anfrage des Abendblatts räumte Kai Pinnow von der GBS ein, dass ihm die Absage der TUHH schon seit sechs Wochen vorliege. Das habe er vor zwei Wochen öffentlich bekannt gegeben, „doch meine ,Posts‘ werden öffentlich offenbar nicht so wahrgenommen wie die von Hamed Abdel-Samad. Man beachtet ein Feuer doch auch erst, wenn es brennt.“ Die heutige Lesung wurde an die Freie Akademie der Künste an den Klosterwall 23 verlegt. Beginn der Veranstaltung: 19.30 Uhr.