Es geht immer noch gefährlicher und verrückter im Straßenverkehr. Eine Glosse

Die Hysterie um Autos, die zu schnell durch Wohnstraßen fahren, scheint übertrieben. Angeblich gefährden jeden Tag gelbe Kleintransporter mit drei roten Buchstaben an der Seite kleine Kinder, weil sie durch viel zu enge Straßen rasen. Unter Lebensgefahr müssen Fußgänger hier täglich die Fahrbahn wechseln. Sie sind auch deshalb gefährdet, weil viele von ihnen Ohrenstöpsel tragen, Musik hören und nahende Fahrrad- und Autofahrer gar nicht hören. Hier gibt es keine Opfer und Täter. Alle müssen gleichermaßen um ihre heilen Knochen bangen, weil blonde Frauen in viel zu großen Autos schnell den Überblick verlieren, wenn sie dringende Kurznachrichten in ihr Mobiltelefon tippen müssen. Und dann die Hektik vor der Schule, wenn das Kind aus dem großen Auto klettert. Wie leicht ist da der Radler am Fahrbahnrand übersehen. Multitasking hat eben seine Grenzen. Dafür bitte Verständnis.

Das alles ist ja überhaupt noch gar nichts. Es geht immer noch gefährlicher und verrückter im Straßenverkehr. Der Smartfahrer mit Hut! Der fährt ganz langsam durch die Straße. So langsam, dass der Fahrradfahrer dahinter abbremsen muss. Von Hektik und Ungeduld keine Spur. Bis die Parklücke frei wird! Da vergisst der Opa mit Hut, den Blinker zu setzen. Stattdessen tritt er unvermittelt in die Bremsen. Und das ist gefährlicher als jede SUV-Mutter, jeder Kleintransporter und jeder Handwerker unter Zeitdruck. Denn darauf ist der Radfahrer, dem gerade eine Fliege ins Auge geraten war, nicht vorbereitet. Zwischen Vorderrad und Smart sind nur noch wenige Millimeter. Das war knapp.