Hamburg. Hans-Otto Schümann ist tot. Der Hamburger Industrielle und Nestor der deutschen Hochseesegelei starb am Wochenende im Alter von 97 Jahren. Aus der Öffentlichkeit hatte sich der große Hanseat schon seit mehreren Jahren zurückgezogen.

„Rasmus, altes Rübenschwein, lass Rubin heut vorne sein“, näselte der Eigner von insgesamt 16 Hochseeyachten – stets state-of-the-art – vor einem Regattastart hamburgisch und kippte traditionell einen Schluck Sherry ins Meer. Mit Erfolg. Allein dreimal (1973, 1985 und 1993) gewann Schümann in Südengland den Admiral’s Cup, die inoffizielle Mannschaftsweltmeisterschaft.

Anfangs stand der kleine Mann mit einem Elbschiffer auf dem Kopf selbst am Ruder. Nach dem Motto „mit, nicht gegen die See musst du segeln“ steuerte er sein Schiff auch durch den Orkan des Fastnet Race 1979, als 16 Segler in der Irischen See ihr Leben verloren. Schümann siegte. Dabei setzte er auf eine eingespielte Crew und war glühender Verfechter des Amateurstatus.

Sein Rat war weit darüber hinaus gefragt, 42 Jahre als Vorsitzender des Hamburger Segel-Clubs (HSC). Acht Jahre bis 1993 war Hans-Otto Schümann Präsident des Deutschen Segler-Verbands (DSV). 2007 erhielt er bei der Sportgala des Hamburger Abendblatts den Ehrenpreis für sein Lebenswerk.

Schümann war auch Gönner, nicht nur der Nachwuchsarbeit im Segelsport. Also Mäzen förderte er zudem die Kunst. Ein Teil des Museums für Kunst und Gewerbe wurde nach ihm Schümann-Flügel benannt. Zu Wohlstand kam der Chemiker, der schon als 21-jähriger Student die Firma seines früh verstorbenen Vaters übernahm, indem er sie zum Weltmarktführer für Paraffine, Vaseline und Wachse ausbaute. Sein Image nahm 2008 schweren Schaden, nachdem Schümann als Kopf von jahrelangen Preisabsprachen im Wachsmarkt entlarvt wurde und sein inzwischen verkauftes Unternehmen 318 Millionen Euro Strafe zahlen musste. Gleichwohl verliert der Segelsport eine seiner schillerndsten Persönlichkeiten, die ihn über Jahrzehnte positiv geprägt haben.