Der Erlös durch den Betrieb des Hamburger Energienetzes übertrifft die bisherigen Prognosen um 3,4 Millionen Euro. Die Grünen sehen ein gutes Geschäft: Bürger hätten richtig entschieden.

Hamburg. Ein Jahr nach dem Volksentscheid scheint sich der Rückkauf der Energienetze zu einem guten Geschäft für die Stadt zu entwickeln. Darauf lassen jedenfalls die gerade von der Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement (HGV) vorgelegten Zahlen schließen. Demnach liefert das bereits zu Jahresbeginn durch die Stadt von Vattenfall übernommene Stromnetz in diesem Jahr deutlich mehr Gewinn ab als zunächst kalkuliert.

Nach der bisherigen Prognose sollte Hamburg für die bis vor dem Volksentscheid lediglich 25-prozentige Beteiligung am Stromnetz 5,8 Millionen Euro kassieren – das wären hochgerechnet auf 100 Prozent 23,2 Millionen Euro. Nun aber hat die HGV die Zahlen in ihrem aktualisierten „Erfolgsplan“ deutlich nach oben korrigiert. Demnach führt die Hamburger Energienetze GmbH nun sogar 26,6 Millionen Euro Gewinn für das gesamte Netz an die Stadt ab – also 3,4 Millionen Euro mehr als zunächst veranschlagt.

Für die Befürworter ist das ein Beleg dafür, dass der am 22. September 2013 mit knapper Mehrheit beschlossene Rückkauf der Energienetze richtig war. „Wir haben immer gesagt, dass der Netzerückkauf unter dem Strich für die Stadt ein vernünftiges Geschäft ist. Die HGV bestätigt das mit ihrem Finanzbericht jetzt offiziell“, sagte Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan. „Damit bestätigt sich, dass die vom Senat vor dem Volksentscheid beschworenen Risiken reine Angstmacherei waren.“

Zugleich verweist Kerstan darauf, dass die Schätzung des Senats bei der Beteiligung an Hapag-Lloyd deutlich nach unten korrigiert werden musste: Statt 35 Millionen Euro Einnahmen weist der HGV-Erfolgsplan nun eine glatte Null aus. Das zeige, dass die Bürger in Volksentscheiden keineswegs dümmer entschieden als Politiker in der Regierung, so Kerstan: „Es ist gut, dass die Hamburgerinnen und Hamburger den Bürgermeister bei den Netzen von einer weiteren Fehlentscheidung abgehalten haben.“

Allerdings teilen nicht alle diese Euphorie. In der Finanzbehörde bestätigt man zwar, dass die Zahlen nach oben korrigiert wurden. Zugleich aber betont Sprecher Björn Domroese: „Eine wirtschaftliche Bewertung des Netzkaufs kann nicht anhand der Planung eines einzelnen Jahresergebnisses erfolgen, sondern wird erst nach einem mehrjährigen Geschäftsverlauf möglich sein.“ Ob und wann der Rückkauf sich rechne, hänge „unter anderem von den künftigen Investitionsbedarfen, Finanzierungskosten und Einnahmen aus Netzentgelten“ ab. Auch der Vorstand der Stromnetz Hamburg GmbH, Dietrich Graf, hält die Zahlen nicht für sonderlich aussagekräftig – zumal die Ergebnisse von Jahr zu Jahr schwankten. Insgesamt aber zieht auch Graf, der bei den HEW anfing, dann zu Vattenfall und nun zurück zur Stadt wechselte, eine positive Bilanz des Rückkaufs: „Wenn auch unerfüllbare Erwartungen bei dem Volksentscheid im Spiel waren, insgesamt gesehen lässt die Rekommunalisierung für die Stadt Hamburg einen positiven Effekt erwarten.“

Was die anderen Parteien sagen, wie es nun weitergeht und was der Rückkauf für die Kunden bedeutet, lesen Sie in der großen Jahresbilanz.

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