Die Fußballer der Sternschanze wollen nicht gegen den SC Osterbek antreten. Nach diesen Protesten gegen Rechtsextremismus sagt der Fußball-Verband erstmals ein Amateurspiel ab und schließt Spieler aus.

Hamburg. Als der Libero der 3. Herren des SC Osterbek vor dem Anpfiff auf dem Fußballplatz die erste Strophe der Nationalhymne anstimmte, dachten die Gegenspieler noch an einen geschmacklosen Scherz. Als sie Tätowierungen und Kleidungsstücke mit eindeutig rechtsextremistischem Bezug entdeckten, war endgültig Schluss mit lustig. Und spätestens, als Nachforschungen im sozialen Netzwerk Facebook den Verdacht nationalsozialistischer Umtriebe in Reihen der Osterbeker Amateure erhärteten, war sich die 5. Herrenmannschaft des SC Sternschanze einig: „Da spielen wir nicht länger mit.“

Gesagt, getan. In einem Brief an den Hamburger Fußball-Verband und die anderen Clubs der Leistungsklasse B, Staffel III, begründeten die Kicker von der Schanze Ende vergangener Woche auf acht Seiten ihren Beschluss, fortan nicht mehr gegen die Osterbeker Mannschaft antreten zu wollen. Lieber nehme man Punktabzug in Kauf. Die Reaktion erfolgte prompt: Der Verband strich die für kommenden Sonntag um elf Uhr an der Schanzenstraße angesetzte Partie aus dem Spielplan. So etwas gab es noch nie im Hamburger Amateurfußball. Am 18. September berät das Präsidium über weitere Maßnahmen. Zuvor hatte der Vorstand des SC Osterbek mit Heimat in Bramfeld von sich aus Konsequenzen gezogen und fünf namentlich bekannte Männer mit sofortiger Wirkung aus dem Verein ausgeschlossen. Die Spielerpässe wurden eingezogen.

„Wir wollen solchen Leuten keine Plattform zum Spielen geben“, begründete Sternschanze-Trainer Carsten Heidemann die einmütige Entscheidung seines Teams. „Es geht nicht an, dass wir Neonazis im sportlichen Wettstreit auf Augenhöhe begegnen“, ergänzt Mitspieler Sergio Dias. Marc Berner meint: „Wir möchten nicht den ganzen Verein in Misskredit bringen, aber für uns als Mannschaft ein Zeichen setzen.“ Und Kapitän Gunnar Ebmeyer sagt: „Hoffentlich ist unsere Initiative auch ein Anstoß für andere Teams, die Augen aufzuhalten und wachsam zu sein.“ Die Zustimmung aus der Liga ließ nicht lange auf sich warten. „Respekt!“, teilten die 2. Herren des 1. FC Hellbrook aus Steilshoop mit. „Auch wir haben uns schon das eine oder andere Mal beim Verband über Osterbek beschwert – leider ohne viel Erfolg.“ Dabei sei es allerdings nicht um Umtriebe von Neonazis, sondern um Tätlichkeiten auf dem Rasen und außerhalb des Platzes gegangen.

Polizei wie Fußball-Verband bestätigen übereinstimmend, dass auf Hamburgs Amateurplätzen bisher keine Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund registriert wurden – im Gegensatz zu anderen Bundesländern mit gezielten Unterwanderungsversuchen. Den Vereinen wird Hilfestellung angeboten, nationalsozialistische Tendenzen zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen.