Die Diskussion hat begonnen und wird in den kommenden Monaten heftiger werden. Im Bundestag und in der Öffentlichkeit wird man um die Frage ringen, wie wir es hierzulande mit der aktiven Sterbehilfe halten wollen und ob das Tötungsverbot gelockert werden soll. Ich finde es gut, dass der Fraktionszwang aufgehoben wird, weil es um eine Entscheidung des eigenen Gewissens geht. Die Fragen um Leben und Sterben betreffen ja jeden von uns persönlich und emotional.

Natürlich habe auch ich Angst vor einem Sterben voller Schmerzen und Einsamkeit. Aber ich weiß, dass es nicht dazu kommen muss. Palliativmediziner bemühen sich darum, dass keiner unerträglich leidet. Wo nötig, setzen sie starke schmerzlindernde Mittel ein, selbst wenn das ein Leben verkürzen sollte. Und in Hospizen oder zu Hause kann man sich von ausgebildeten Helferinnen begleiten lassen und sich bewusst verabschieden. In letzten Begegnungen und Gesprächen, in Versöhnung und Vergebung kann sich ein Leben für Sterbende und Zurückbleibende würdig vollenden. Ärgerlich nur, dass diese Angebote immer noch zu wenig bekannt sind und von Politik und Kassen nicht stärker gefördert werden. Dann nämlich würde manche Angst schwinden und seltener nach einem Gesetz gerufen, das Ärzte zum Töten drängen will und Kranke unter gesellschaftlichen Druck setzen kann, ihr Leben zu beenden. Margot Käßmann hält dagegen: „Um Würde geht es, um Respekt vor den Alten, um Zeit fürs Sterben – alles hat seine Zeit, sagt der Prediger (im Alten Testament).“

Die Theologin hält Hospize für eine „wunderbare Errungenschaft“ und hofft, dass bei uns eines Tages „jeder die freie Möglichkeit hat, in der letzten Lebensphase in ein Hospiz zu gehen. Persönlich kann ich mir das sehr gut vorstellen.“ Das geht mir genauso wie Frau Käßmann.

Die Diskussion hat begonnen. Ich wünsche mir, dass sich Christen engagiert einmischen und von ihren Erfahrungen erzählen.

Sie werden bei alledem nicht vergessen, dass Anfang und Ende letztlich in Gottes Hand liegen. Darum bitten sie ihn in einem alten Kirchenlied: „Mein Gott, … mach’s nur mit meinem Ende gut!“

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