Das Altonaer Museum erzählt 350 Jahre Stadtgeschichte mit 500 historischen Objekten

Altona. Als Erfolgsstory mit abruptem Ende könnte man die Stadtgeschichte bezeichnen, die am 23. August 1664 begann, als der dänische König Frederik III. dem Flecken Altona die Stadtrechte verlieh. Die originale Urkunde sieht man gleich am Beginn der Ausstellung, mit der das Altonaer Museum das 350. Jubiläum der zunächst dänischen, kurzzeitig österreichischen und zuletzt preußischen Stadt feiert, die 1937 ihre Unabhängigkeit verlor. Ganze 3000 Menschen lebten Mitte des 17. Jahrhunderts in Altona, das sich aber gut 100 Jahre später nach Kopenhagen zur zweitgrößten Stadt im dänischen Gesamtstaat entwickelt hatte. „Die Nähe zu Hamburg bedeutete von Anfang an zweierlei, einerseits ermöglichte sie in wirtschaftlicher Hinsicht Synergien, andererseits gab es eine heftige Konkurrenzsituation“, sagt Ausstellungskuratorin Vanessa Hirsch, die 350 Jahre Stadtgeschichte mit 500 Objekten nachzeichnet, von denen manche nur selten und andere nie zuvor gezeigt werden konnten.

Stadtansichten, Pläne, Gemälde, aber auch Modelle und Kunstwerke zeigen, wie sich Altona im 18. Jahrhundert zu einer blühenden Handelsstadt entwickeln konnte. Die in der Gründungsurkunde verbrieften Prinzipien von Glaubensfreiheit und Gewerbefreiheit wirkten sich auf die Stadt, die von Anfang an über einen Freihafen verfügte, enorm günstig aus. Die Religionsfreiheit lockte fähige Fachkräfte an, die ihr Handwerk hier frei ausüben konnten und nicht, wie im benachbarten Hamburg, einer Zunft angehören mussten.

Nachdem die junge Stadt 1713 im Nordischen Krieg von schwedischen Truppen in Schutt und Asche gelegt wurde, begann mit dem großzügigen Wiederaufbau nach damals modernen städtebaulichen Gesichtspunkten Altonas „Goldenes Zeitalter“. Prächtige Barockbauten wie das 1721–24 errichtete alte Rathaus und die in äußeren Formen bis heute erhaltene Hauptkirche St. Trinitatis, aber auch die katholische St.-Joseph-Kirche zeugen vom Selbstbewusstsein einer prosperierenden Stadt. Die westlich des alten Stadtkerns angelegte Palmaille verlief zunächst durch kaum bebautes Gebiet, während sich hier ab dem späten 18. Jahrhundert reiche Kaufleute noble Stadtpalais errichten ließen. Die Handelsstadt wurde immer mehr zum Industriestandort und wuchs seit 1867 unter preußischer Verwaltung zur Großstadt heran. Ottensen, Bahrenfeld, Othmarschen und Övelgönne wurden eingemeindet, um die Jahrhundertwende entstand mit dem nach Norden verlegten neuen Bahnhof, noblen Hotels, repräsentativen Verwaltungsgebäuden und auch dem 1901 eröffneten Altonaer Museum ein neues Stadtzentrum. Die erst ambitionierten, später größenwahnsinnigen Stadtplanungen vor und nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs sind ebenso Teil dieses faszinierenden Panoramas wie der Ausblick auf die aktuellen Stadtplanungen – und schließlich die grundlegende und durchaus unterschiedlich zu beantwortenden Frage nach der Identität dieser geschichtsträchtigen Stadt, die heute ein Hamburger Bezirk ist.

350 Jahre Altona. Von der Verleihung der Stadtrechte bis zur Neuen Mitte. Altonaer Museum. Bis 11. Oktober 2015