Initiative gegen Rassismus feiert am 30. August eine große Kiez-Party zum zehnjährigen Bestehen

St. Pauli. Neulich bekam Jörn Menge einen Anruf aus dem Süden der Republik. Eine Bürgerinitiative in einem Dorf in Bayern fragte den Hamburger um Rat, weil die NPD ihren Parteitag in ihrem Dorf veranstalten wollte. Menge setzte sich noch abends in sein Auto und fuhr dorthin. „Und dann saßen da 30 engagierte Bürger und wollten wissen, was sie gegen die Nazis unternehmen könnten“, erzählt er.

Nun sitzt Jörn Menge im Stadion des FC St. Pauli und blickt auf zehn Jahre zurück. Im August 2004 hatte er die Idee zu „Laut gegen Nazis“, und jetzt feiert die Initiative gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus Jubiläum. Und zwar mit einer großen und lauten Party. „Wir stehen auf!“ ist das Motto des Jubiläumskonzerts in der Großen Freiheit 36 am 30. August mit Bela B. und Phrasenmäher. „Sieben Bands für 15 Euro“, sagt Jörn Menge. Gefeiert wird mit einem bunten Programm ab 12 Uhr auch auf der Straße in der Großen Freiheit.

Mehr als 300 Veranstaltungen gegen rechts haben sie in zehn Jahren bundesweit organisiert. „Wir machen Konzerte, Großkundgebungen und halten auch Workshops in Schulen ab, um die Jugendlichen aufzuklären“, sagt Menge. Das Ziel sind viele Zusammenschlüsse im Land, um die Zivilgesellschaft gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung zu mobilisieren.

Es gab gute und schlechte Zeiten. „Mindestens dreimal waren wir von der Insolvenz bedroht, und 2010 waren wir fast pleite“, sagt Menge. Damals gab es eine große Rettungsaktion. Und auch heute hat Menge engagierte Partner an der Seite. Wie den FC St. Pauli. „,Laut gegen Nazis‘ ist ein wichtiges Projekt, das wir gerne unterstützen“, sagt Geschäftsführer Michael Meeske. Früh haben sich Fans und Mitglieder des Kiezclubs sehr lautstark gegen Rassismus positioniert. „Das Thema entspricht der DNA unseres Vereins und hat höchste Relevanz“, sagt Meeske und verweist auf Aktionen wie „Kein Fußbreit den Faschisten“ oder „Lauf gegen Rechts“.

Jörn Menge ist stolz darauf, dass bei Nazi-Aufmärschen in Dresden vor einigen Jahren noch regelmäßig bis zu 8000 Rechtsradikale zusammengekommen sind und heute „nur noch rund 1500“. Trotzdem sei das Engagement wichtiger denn je. „Was mir Angst macht, ist die neue Form, in der die Nazis daherkommen.“ Früher wären sie leicht an Frisur und Kleidung zu erkennen gewesen. „Heute haben sie Jutebeutel und leben vegan.“ Das sei viel subtiler, und deshalb dürfe man nicht leise werden. „Wenn ich noch 100 Jahre leben würde, müsste ich mich wohl auch noch 100 Jahre gegen Rechtsradikale engagieren“, sagt Menge.