Seit 2013 gibt es Planungen für eine repräsentative Anlaufstelle. Aber es gibt immer noch keinen Zeit- oder Kostenplan

Hamburg-Altstadt. Der Tourismus in Hamburg boomt. Jahr für Jahr werden neue Rekorde aufgestellt. 11,6 Millionen Übernachtungen wurden im vergangenen Jahr gezählt. Allein von Januar bis Ende Mai diesesJahres wurden schon mehr als 4,4 Millionen Übernachtungen verzeichnet und damit ein Plus von 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Doch was der Hansestadt immer noch fehlt, ist eine repräsentative Tourismusinformation im Herzen der Stadt.

Dabei hatte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) bereits im März 2013 im Abendblatt angekündigt, dass eine große Tourismusinformationszentrale eröffnet werden soll, um „die weiter schnell wachsende Zahl unserer nationalen und internationalen Gäste noch besser über die vielfältigen touristischen Angebote zu informieren“, sagte Horch damals.

Aber mehr als 1,5 Jahre später ist so gut wie nichts passiert: Es gibt weder einen belastbaren Zeitplan noch eine Kostenberechnung, bestätigte Helma Krstanoski, Sprecherin der zuständigen Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, auf Abendblatt-Anfrage. Der aktuelle Stand: „Es werden zurzeit die formalen Voraussetzungen abschließend geprüft und mit den zuständigen Ansprechpartnern abgestimmt“, sagte Krstanoski.

Nur die Standortfrage ist inzwischen nach Abendblatt-Informationen geklärt: Die Tourismusinformation soll auf den Rathausmarkt eröffnet werden. Noch stehen hier die in die Jahre gekommenen grünen Pavillons, die der städtischen Sprinkenhof AG gehören und in denen wenig einladende Kioske untergebracht sind. Dort werden Bier und Postkarten verkauft. Ein Abriss der Gebäude, worüber auch schon in den vergangenen Jahren diskutiert wurde, und ein Neubau sind wahrscheinlich.

Aber immerhin steht das Finanzierungsmodel: Das Geld soll zum einen von Partnern aus der Wirtschaft kommen und außerdem aus den Einnahmen der Bettensteuer mit finanziert werden. Mit der Zwangsabgabe, die die Hotellerie für die Stadt von den Touristen erhebt, wurden im vergangenen Jahr rund 9,2 Millionen Euro eingenommen. Eigentlich waren rund zwölf Millionen Euro an Einnahmen prognostiziert worden.

Den Stillstand bei den Planungen, kritisiert die Opposition scharf: „Eine repräsentative Tourismusinformation im Herzen der Stadt scheint nur ein Luftschloss zu sein. Konkrete Planungen sind auch 1,5 Jahre nach der ersten Verlautbarung durch Tourismussenator Horch offensichtlich Fehlanzeige“, sagte CDU-Tourismusexperte Andreas Wankum. Es sei peinlich, dass ein Touristenmagnet wie Hamburg nicht in der Lage sei, einen würdigen Anlaufpunkt für die Gäste dieser Stadt in der City zu errichten, der dazu ja auch noch aus den Mitteln der Bettensteuer finanziert würde, so Wankum weiter.

Für Grünen-Tourismusexperte Anjes Tjarks steht fest: „Für viele Gäste ist es ein Ärgernis, dass sie in der City keine Stadtpläne und Infos bekommen, außer im Hauptbahnhof. Gastfreundliche Städte legen ihre Touristeninformation an eine Stelle, an der Besucher automatisch vorbeikommen.“ Das solle Hamburg auch tun. Der Rathausmarkt wäre ein idealer Ort, so Tjarks weiter.

Touristen, die nach Hamburg kommen, können sich zurzeit in den Informationsbüros im Hauptbahnhof und an den Landungsbrücken informieren. Allerdings sind die Räumlichkeiten wenig einladend und entsprechen nicht dem Niveau einer Metropole wie Hamburg. Ein großes Interesse an einer zügigen Umsetzung der Pläne hat auch die städtische Hamburg Tourismus GmbH (HHT). Auf Abendblatt-Anfrage sagte Sprecher Sascha Albertsen: „Tourismusinformationen sind für Gäste im Städtetourismus ein wichtiger Anziehungspunkt und erst recht in Hamburg. Nach einer aktuellen Gästebefragung sucht jeder dritte ausländische Tourist die Tourismusinformation während seines Aufenthalts in der Hansestadt auf.“ Der HHT ist wichtig: „Der Besuch einer Tourismusinformation kann und sollte zu einem Erlebnis werden. Mit der geplanten neuen Information am Rathausmarkt strebt auch Hamburg dieses Ziel an und möchte mit einem Dienstleistungsmix nicht nur Gäste, sondern auch die Hamburger ansprechen“, so Albertsen weiter.