Fischer sprechen von einer Katastrophe. Bisher schon 100 Tonnen Kadaver. Einer der Gründe: die verstärkte Algenblüte.

Hamburg. In der Elbe hat ein Fischsterben begonnen. Lachse, Aale, Meerforellen und Stinte schnappen nach Luft, der Strom führt immer weniger Sauerstoff. In der vergangenen Woche sind nach Abendblatt-Informationen von der Hamburger Hafengrenze 15 Kilometer elbabwärts Fische im Gesamtgewicht von rund 100 Tonnen verendet.

„Das ist eine Katastrophe. Die Jungfische gehen kaputt“, klagt Elbfischer Lothar Buckow. Betroffen ist die Elbe bei Wedel genauso wie vor Blankenese. Elbfischer Walter Zeeck hatte dort bei einem Fang allein 300 Kilogramm toten Fisch im Netz. Selbst große Fische wie Brassen erliegen dem Sauerstoffmangel. Die Umweltschutzorganisation BUND bewertet die Situation als „extrem angespannt“. Die Umweltbehörde erwartet ein „umfangreicheres Auftreten von toten Fischen“ aufgrund der vorhergesagten Wetteränderung am Wochenende dagegen nicht.

Das für die Fische gefährliche „Sauerstoffloch“ befindet sich nach Angaben des Helmholtz-Zentrums Geesthacht derzeit unterhalb des Hafens. In der Messstation Seemannshöft betrug der Sauerstoffgehalt vergangene Woche 1,5 Milligramm pro Liter – viel zu wenig zum Überleben der Fische. Der Grenzwert liegt bei drei Milligramm.

Experten machen für das Fischsterben in der 24 Grad warmen Elbe mehrere Faktoren verantwortlich. Dazu gehört die verstärkte Algenblüte. Wenn die Algen nach dem Wehr in Geesthacht in das mehr als zehn Meter tiefe Elbwasser gelangen, sterben sie aus Lichtmangel ab. „Bei der Zersetzung wird Sauerstoff verbraucht, der den Fischen fehlt“, sagt Wilhelm Petersen vom Helmholtz-Zentrum.

Die Hamburger Umweltbehörde nennt als eine der wichtigen Ursachen für das intensive Algenwachstum die hohe Nährstoffbelastung der Elbe durch die Düngemittel der Landwirtschaft und die Klärwerke. Auch der Geesthachter Wissenschaftler Wilhelm Petersen sagt: „Die Elbe ist immer noch stark mit Nährstoffen belastet, insbesondere Stickstoff. Die Einträge resultieren wesentlich aus dem Düngemitteleinsatz in der Landwirtschaft.“

Nach Ansicht von BUND-Sprecher Paul Schmid verschärfen außerdem die Baggerarbeiten an der Fahrrinne sowie die Elbvertiefung den Sauerstoffmangel. Seit der letzten Elbvertiefung im Jahr 1999 habe sich die Situation in der Elbe dramatisch verschlechtert. „Sollte es eine erneute Elbvertiefung geben, besteht die Gefahr, dass die Elbe im Sommer eines Tages ökologisch tot ist“, warnt Schmid.