Autos sind dort künftig nur noch für Anlieger erlaubt. Teilweise müssen auch Bäume weichen. Probleme in St. Georg

Hamburg. Die Straßen rechts und links der Alster werden von immer mehr Hamburger Berufstätigen als Fahrradrouten in die City genutzt. Das hat eine für den Senat erarbeitete Studie ergeben. Jetzt reagiert die Stadt darauf: Der Großteil der Straßen in Ufernähe der Außenalster soll in den kommenden Monaten zu reinen Fahrradstraßen umgebaut werden.

„Um es klar zu sagen: Dort wird der Radverkehr künftig Vorrang haben“, sagte Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) am Donnerstag im Rathaus bei der Präsentation der Pläne für zwei zentrale Fahrradachsen entlang der Außenalster. 60 Prozent der etwa sieben Kilometer langen Gesamtstrecke werden demnach Fahrradstraßen. Vorhandene Fahrbahnen sollen dazu umgewidmet und mit entsprechenden Markierungen und Schildern versehen werden. Autos dürfen dann dort nur im Anliegerverkehr und mit maximal Tempo 30 fahren.

Wo keine Fahrradstraßen möglich sind, weil dort – wie etwa an der Straße An der Alster – der Autoverkehr zu stark ist, werden andere Radkonzepte erarbeitet: Dort sollen die Radwege breiter werden und getrennt von den Gehwegen verlaufen – unter Umständen müssten dazu auch Bäume „versetzt“ werden, sagte Rieckhof. Die Fahrradstraßen sollen nach erster Einschätzung bereits im Herbst kommenden Jahres fertiggestellt sein. Die Umsetzung eines Fahrradachsenkonzepts für die anderen Abschnitte wie etwa in St. Georg werde etwas länger dauern, sagte Mitte-Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD). „Aber in einem Jahr wollen wir dafür eine konkrete Planung haben.“

Hintergrund des Fahrradachsenkonzepts ist die Zunahme des Radverkehrs. „Ein erfreulicher Trend, den wir unterstützen wollen“, sagte Verkehrssenator Frank Horch (parteilos). Am östlichen Alsterufer im Bereich St. Georg werden mittlerweile 11.000 Radfahrer täglich gezählt – 2005 waren es noch rund 7000. In anderen Abschnitten am westlichen Ufer hat der Radverkehrsanteil den Anteil der Autos sogar überholt. In der Straße Am Alsterufer werden beispielsweise täglich 4500 Radler registriert, aber nur 1200 Autos. Auf dem Harvestehuder Weg sind es 4400 Radfahrer zu 3500 Pkw-Fahrern. 73 Prozent der Radfahrer sind dort laut Verkehrsbehörde mittlerweile Berufspendler. Horch: „Der Straßenraum ist offensichtlich nicht an diese Entwicklung angepasst – und deshalb besteht hier Handlungsbedarf.“

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, Till Steffen, begrüßte den Plan für neue Fahrradstraßen. „Dies ist eine alte Forderung von uns und am westlichen Ufer nicht schwer zu realisieren“, sagte Steffen. Für die wirklichen Engpässe wie in St. Georg aber fehle dem Senat noch der Mut. Steffen: „Dort muss man dem Pkw-Verkehr mehr Flächen wegnehmen.“